Zu Alfred Herrhausen

Gastbeitrag von Michael Multhaupt:

Zum Geburtstag von  Alfred Herrhausen
(* 30. Januar 1930 in Essen; † 30. November 1989), ehemaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank.

Angenommen, Alfred Herrhausen lebte heute noch. Er sei der Vorstandssprecher der Deutschen Bank und wir befinden uns mitten in der Weltwirtschaftskrise. Jeden Tag muss Herr Herrhausen neben seinem Tagesgeschäft Interviews geben und wird in (fast) jede Talkshow der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender eingeladen.

Zur besten Zeit – an einem Sonntagabend – nimmt Herr Herrhausen mit Politikern, Unternehmern und Arbeitnehmervertretern sowie Ökonomen und anderen Experten aus der Wirtschaft an einer Talkshow teil. Thema des Abends: „Ethische Grundlagen des Wirtschaftslebens vor der Krise und nach der Krise.“ Investmentbanker konnten für diese Gesprächsrunde nicht gewonnen werden.

Als Einleitung gibt es in der Talkshow dramaturgisch eine Rückblende, wie erst die Finanz-und dann die Wirtschaftskrise entstanden sind. Jeder der Anwesenden kann die Entstehung der Finanz- und Wirtschaftskrise aus seiner Sicht herleiten und die Auswirkungen schildern:

–       Der Politiker geht, je nach Parteigesinnung, auf die politischen Auswirkungen ein und gibt proparteiisch wieder, wie sich die Krise auf den einzelnen Bürger bzw. die Gesellschaft auswirken wird.

–       Der Unternehmer klagt, dass er Umsatzeinbrüche und Verluste hat und zu allem Übel, trotz Kurzarbeit, immer noch Arbeitnehmer entlassen muss.

–       Der Arbeitnehmervertreter spricht sich offen gegen die Investmentbanker aus und nimmt jeden anderen „Schuldigen“ gleich mit in das Fahrwasser um den Arbeitnehmern gerecht zu werden.

–       Der Ökonom hat eine besondere Stellung. Er verweist auf die vielen vorangegangenen Krisen, beschreibt diese, und versucht aus den Fehlern, die die vielen Krisen verursachten, Lehren für die Zukunft zu ziehen. Um dem Studium der letzten Jahre gerecht zu werden, gibt er Verbesserungsvorschläge.

–       Die anderen Experten aus der Wirtschaft nehmen subjektiv von ihrem Standpunkt aus gesehen Stellung.

Aber in einem Punkt sind sich die zuvor genannten Personen einig. Es müssen neue Gesetzte her! Unbedingt! Reglementierungen aller Art müssen geschaffen werden. Die Bankenlandschaft muss neu strukturiert werden! Neue Institutionen und Kontrollgremien müssen geschaffen werden. Die exorbitanten Bonuszahlungen müssen endlich eingeschränkt werden!

Wenn man sich dann in der Runde umsieht, vermisst man einen Ethiker! Wurde die Person vergessen einzuladen?  Aber nein, die Gesprächsrunde hat ja einen Ethiker – sogar einen Wirtschaftsethiker – Alfred Herrhausen.

Was würde wohl Alfred Herrhausen in der Gesprächsrunde sagen?  Dies kann heute leider keiner mehr beantworten. Stellen wir uns aber mal vor, dass Herr Herrhausen sowohl als Vertreter der Deutschen Bank und synonym als Unternehmer Stellung bezieht.

Er würde auf die Nachhaltigkeit verweisen, die in den letzten Jahren verschwunden ist. Denn die zentrale Fragestellung ist doch, wer die Nachhaltigkeit bewiesen hat? Die Groß- und Investmentbanken waren es nicht.

Herr Herrhausen würde auf Beispiele von mittelständischen (familiären) Unternehmen verweisen. Das sind Unternehmen, mit denen sich jeder Arbeitnehmer identifizieren kann, bzw. solche Unternehmen, die der gewöhnliche Arbeitnehmer kennt. Das sind Unternehmen, die seit Jahren teilweise in dritter Generation auf dem Markt positioniert sind und den größten Teil der Wirtschaft bzw. des Bruttoinlandsproduktes ausmachen und sich um Nachhaltigkeit bemühen. Das sind aber auch die Unternehmen, die unverschuldet machtlos gegen Aktionen von weniger nachhaltig gestimmten „Institutionen“ geworden sind.

Alfred Herrhausen  würde auf die Unternehmer und die Mitarbeiter verweisen, die sich mit dem Unternehmen identifizieren, die eher ihr letztes Hemd geben würden um den Job zu behalten, als noch eine Bonuszahlung einzufordern, da es dem Unternehmen schon schlecht geht.

Immer wieder würden von Herrn Herrhausen die Worte „Nachhaltigkeit, Zukunft,  gegenseitige Achtung und Ehrlichkeit“ fallen.

Herr Herrhausen würde ermahnen, über jedes einzelne Wort nachzudenken und inne zu halten. Er würde jeden einzelnen Gast in der Talkrunde dazu aufrufen, diese Worte für die Zukunft zu verinnerlichen.

Alfred Herrhausen würde niemals sagen, dass diese Worte das Patentrezept sind, um Wirtschaftskrisen vorzubeugen. Aber: er wäre der festen Überzeugung, wenn man diese Werte, sowohl im Berufsleben als auch privat leben würde, wäre das Leben für alle einfacher zu gestalten und man würde ein Stück weit besser leben können.

Auf die Frage, ob die Deutsche Bank Macht hat, antworte Herr Herrhausen einmal: „Natürlich haben wir Macht. Es ist nicht die Frage, ob wir Macht haben oder nicht, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen, ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen oder nicht.“

Wenn man diesen historischen Satz auf die heutige Zeit überträgt, stellt man leider fest, dass die Banken immer noch eine große Macht haben. Schnellstmöglich kann man die Banken nicht in der Form regulieren, dass diese nicht andere Möglichkeiten finden um die Gesetze aufgrund ihrer Macht zu umgehen, aber man kann appellieren.

Aus diesem Grunde sollte jeder Manager, der Macht hat, sich selbst hinterfragen und an andere Gleichgesinnte appellieren, dass es so in der Form nicht mehr weitergehen kann und dass für die Zukunft andere Lösungen gefunden werden müssen.

Der erste Lösungsschritt wäre der, dass sich jeder Manager seiner Macht bewusst wird und diese nachhaltig so einsetzt, dass es für die Zukunft jedem nützt und möglichst niemanden schadet.

Über den Autor:
Michael Multhaupt, Diplom-Wirtschaftsjurist (FH), Jahrgang 1979. Ausbildung zum Bürokaufmann, danach berufsbegleitend Studium zum Betriebswirt. Von 2005 bis 2009 Studium Wirtschaftsrecht an der Fachhochschule Nordhessen mit den Schwerpunktfächern Bankrecht, Versicherungs- und Immobilienrecht sowie Insolvenzrecht. Schwerpunkte seiner beruflichen Praxis sind das Controlling, die Rechnungslegung und das Rating. Kontakt: Multhaupt@buschmeier-consulting.de .

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Europäische Ratingagentur Update

Nachdem ich mehrfach darauf hingewiesen habe, dass in der deutschen Politik eine Europäische Ratingagentur favorisiert wird, muss ich heute einen Link nachliefern.

An dieser Stelle hatte ich meine Online-Kommunikation mit Dr. Wissing verlinkt. Die Frage, ob die im Koalitionsvertrag vereinbarte Ratingagentur staatlich oder privatwirtschaftlich organisiert sein sollte, blieb leider offen. Meine Bedenken bezüglich einer staatlichen Agentur habe ich bereits mehrfach dargestellt.

Nachliefern möchte ich heute ein weiteres Modell, das der ifo-Präsident Hans-Werner Sinn bereits im Mai letzten Jahres in einem Interview erwähnt hat. Er spricht dort von der Konstruktion einer halbstaatlichen Einrichtung und/oder einer Partnerschaft zwischen EU und privaten Ratingagenturen. Die genaue Beschreibung und Funktionsweise wird leider nicht erwähnt.

Meine grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich der politischen Abhängigkeit – auch bei einer „halbstaatlichen“ Agentur – bleiben bestehen. Wäre das Rating von Griechenland von einer solchen EU-Ratingagentur bei der momentanen Staatsverschuldung wirklich herabgestuft worden?

Anlegerschutz

In der WirtschaftsWoche Nr. 3 vom 18.01.2010 findet sich unter dem Titel „Achtung, Anlegerschutz!“ ein sehr interessanter Beitrag (online leider nur als Premium-Content). Der Artikel behandelt die seit 01.01.2010 vorgeschriebene detaillierte Protokollierung der Beratungsgespräche im Anlagegeschäft der Banken. Mit dem Gesetz soll erreicht werden, dass Bankkunden besser vor Falschberatung geschützt sind. Verschiedene Kritikpunkte werden von den Wiwo-Autoren zu Recht vorgebracht, so z.B. die Tatsache, dass dieses Gesetz nur für die vom Gesetzgeber als „Wertpapiere“ eingestuften Anlageprodukte gilt. Riskante Schiffs- oder US-Immobilienfonds fallen nicht in diese Kategorie. Und als besonderes Bonbon: für freie Vermittler von Finanzvertrieben gilt die Protokollpflicht nicht. Die Strukturvertriebe werden sich freuen.

Hauptgrund für diesen Blogpost ist jedoch die Aussage eines Rechtsanwalts. Er wird zitiert mit den Worten:

Viele Berater werden äußerst zurückhaltend agieren und im Zweifel lieber risikolose Standardprodukte empfehlen, statt offen zu reden und auch mal einen Geheimtipp anzupreisen.

Mal einen Geheimtipp anpreisen?

Hoffen wir für seine Mandaten, dass er kein Fachanwalt für den Finanzbereich ist. Ansonsten empfehle ich nochmals die Lektüre des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG). Sofern dieser „Geheimtipp“ auf Insiderwissen beruht, sollte der Handel damit bzw. die Weitergabe dieses Wissens vermieden werden. Aber vielleicht ist er Anwalt für Strafrecht.

Möglicherweise beruhen die „Geheimtipps“ nicht auf Insiderwissen. Dann hat der Bankberater aber sehr großes Vertrauen in seine Glaskugel. Und altruistisch ist er auch, wenn er lieber weiter bei der Bank oder Sparkasse Geheimtipps empfiehlt – statt selbst damit zu handeln und sich von dem Gewinn eine kleine Insel zu kaufen, z.B. Australien.

Glaubt – außer dem zitierten Anwalt – tatsächlich jemand, dass der freundliche junge Mann mit der Mickey-Maus-Krawatte ernsthaft über gewinnbringendes Geheimwissen verfügt? Und dieses dann völlig uneigennützig an seine Kunden weitergibt?

ARD-Themenabend Finanzwirtschaft

Das war ja ein schöner Themenabend zur Finanzwirtschaft in der ARD am 20.01.2010.

Um 20:15 Uhr „Gier“ von Dieter Wedel mit der Geschichte eines Anlagebetrügers. Anschliessend „Hart aber fair“ mit dem Thema „Genug ist noch zu wenig – Warum regiert uns die Gier?“ und mediokren Gesprächsteilnehmern. Immerhin durfte Wedel zum 10ten Mal seine Anschuldigungen gegen einen von ihm beauftragten Vermögensberater und eine Schweizer Bank vortragen und der verurteilte Immobilienbetrüger Schneider dem kapitalistischen System eine Mitschuld an den Insolvenzen der betroffenen Handwerkern geben. Muss man zu Jutta Ditfurth überhaupt noch etwas sagen?

Als krönenden Abschluss schickte die ARD für die Sendung „Geld für alle!“ die Finanzexperten Tobi Schlegel und York Pijahn (wer?) in der Welt herum – gebührenfinanziert auf der Suche nach einer besseren Welt. Nachdem sich anfangs betrunkene Banker in Frankfurt (?) zum Kasper machen durften, folgte als Gegenmodell … genau: Kuba. Anflug auf Havanna mit romantischer Kameraführung über die sonnendurchflutete Stadt. Danach Schnitt auf attraktive kubanische Tänzerinnen. Sozialismus von seiner Schokoladenseite. Aber man will ja keine Beeinflussung des Zuschauers unterstellen. In dem Kuba-Beitrag erfährt man, dass der moderne Sozialismus jetzt sogar Privateigentum zulässt. Bauern bekommen von der Regierung Ackerland geschenkt – und wieder weggenommen, wenn sie die nicht näher definierten Anforderungen nicht erfüllen. Das sagt die ortsansässige LPG-Chefin. Ausserdem erläutert sie, dass der Bauer von seiner Ernte 10% behalten darf, 60% gehen an soziale Zwecke und der Rest an den Staat. Etwas später fragt der investigative Journalist Schlegel einen Bauern, ob er seinen Gewinn wirklich selbst behalten darf, was dieser bestätigt. Also das, was von den 10% seiner Ernte nach Abzug seiner Kosten übrig bleibt, wenn er seine Erzeugnisse am Markt verkauft. Zehntscheune mal umgekehrt.

Auch der Dubai-Teil war schön. Nach mehrfacher Wiederholung der Aussage, dass Zins Teufelswerk sei, sowohl nach Koran als auch nach Bibel, kommt man zum Islamic Banking. Dieses verbietet Zinsen. Glücklicherweise wird ganz am Schluss des Beitrags ein praktisches Beispiel von einem Mitarbeiter einer Islamic Bank gegeben. Angenommen, man möchte ein Auto für 10.000 €/$ (? egal, einen Dacia Logan eben) kaufen und finanzieren. Zinsloses Islamic Banking läuft dann folgendermassen: die Bank kauft das Auto für 10.000 und verkauft es anschliessend weiter. Für 12.000. Aufzinsen wird man diesen Vorgang wohl nicht nennen. Ist es aber.

Zwischendurch tauchte auch kurz die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens auf, ohne die Finanzierungsfrage überhaupt zu stellen, geschweige denn zu beantworten.

Und auch ein deutsches Beispiel für eine Regionalwährung – der Chiemgauer – durfte nicht fehlen auf dem Weg zu einer besseren Welt. Unter anderem wurde erklärt, dass der Chiemgauer schnell ausgegeben werden sollte, da er in gewissen Zeitabständen festgelegt an Wert verliert. Der Ökonom würde so etwas Inflation nennen. Zum Abschluss dieses Beitrags erklärt eine Frau Prof. Kennedy, dass der Chiemgauer die Inflation dämpft. Ach so.

Ich habe mich so über diese sinnvolle Verwendung meiner GEZ-Gebühren gefreut, dass ich mitten in der Nacht diesen Lobesbeitrag für die ARD verfassen musste. Weiter so!

Schwere Zeiten für Ökonomen und Anleger

Vor einigen Tagen hatte ich bereits auf die Selbstkritik führender Ökonomen hingewiesen. Insbesondere die realitätsfernen Annahmen der neoklassischen Makroökonomie stehen hier in der Kritik.

Aber es kommt noch schlimmer!

Auch die Portfolio Selection Theory von Markowitz (und damit ebenso das Capital Asset Pricing Model/CAPM) steht in der Kritik. Die extrem verkürzte Kernaussage das Modells: durch Diversifikation lässt sich das Risiko eines Portfolios verringern, sofern die Papiere nicht positiv korreliert sind. Die persönliche Risikoeinstellung des Anlegers drückt sich nicht in der Zusammenstellung des Portfolios aus, sondern im Mischungsverhältnis mit einer sicheren Anlage (Tobins Separationstheorem).

Nach Ausbruch der Finanzkrise haben allerdings alle Assetklassen an Wert verloren, somit konnte eine Diversifikation die Verluste nicht verringern.

Und eine aktuelle empirische Untersuchung stellt eine weitere ökonomische Grundüberzeugung in Frage. Das Handelsblatt berichtet, dass im Zeitraum von 1968 bis heute Aktien nur geringe Überrenditen im Vergleich zu Rentenpapiere aufweisen, die mit relativ hohen Risiken erkauft werden müssen. Da Eigenkapital aufgrund der Erfolgsbeteiligung per se mit einem höheren Risiko als Fremdkapital belastet ist, stellt diese Untersuchung die Sinnhaftigkeit einer Aktienanlage in Frage. Warum sollte ein Anleger für einen minimalen Renditevorsprung das höhere Risiko und größere Schwankungen seines Vermögenswertes in Kauf nehmen?

Die Ökonomenzunft steht also vor gewaltigen Aufgaben.

Europäische Ratingagentur

Bereits im November 2009 hatte ich Kontakt zum Vorsitzenden des Finanzausschusses des Bundestages, Dr. Volker Wissing (FDP). Freundlicherweise hat er auf abgeordnetenwatch.de meine Frage bezüglich der im Koalitionsvertrag erwähnten Europäischen Ratingagentur beantwortet.

Die wesentliche Frage nach der Rechtsform dieser zu gründenden Agentur – staatlich oder privatwirtschaftlich – wurde leider nicht beantwortet. Konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung seien von Seiten der Europäischen Union noch nicht vorhanden.

Auf die weitere Entwicklung bin ich sehr gespannt und werde natürlich an dieser Stelle darüber berichten.

VWL in der Krise

Nach der Eigenwerbung der vergangenen Posts sollen an dieser Stelle auch kritische Stimmen erwähnt werden. Das Handelsblatt berichtet über die Ökonomentagung der American Economic Association. Viele hochrangige Vertreter übten harte Selbstkritik an der VWL im Hinblick auf die Finanzkrise.

Insbesondere die (neoklassische) Makroökonomie müsse sich inhaltlich und methodisch komplett neu erfinden, um sich der Realität anzunähern. Die unterstellte Effizienz der Märkte, die rationale Erwartungsbildung und die inhärente Tendenz zur Stabilität stehen besonders in der Kritik. Zukünftig sollte die VWL enger mit Psychologen, Soziologen und Neurowissenschaftlern zusammenarbeiten, da sich Menschen eben häufig nicht rational verhalten.

Für meine eigenen Veranstaltungen kann ich sagen, dass die (realitätsnähere) neoinstitutionalistische Theorie immer ein wesentlicher Bestandteil war. Auch die Ansätze der Behavioral Finance unterrichte ich seit einigen Jahren. Es existieren zur Neoklassik demnach alternative Erklärungsmodelle, die auch seit vielen Jahren an deutschen Hochschulen gelehrt werden. Insofern ist die Kritik des „Tunnelblicks“ m.E. nicht vollständig gerechtfertigt.

Als Folge der Finanzkrise behandele ich seit 2008 sehr ausführlich das Thema Risiko. Neben den grundlegenden Definitionen gehe ich dabei auf die verschiedenen Formen der Unsicherheit und auch des Unwissens ein.

Fairerweise muss man allerdings sagen, dass man nicht ein gesamtes Modell kritisieren kann, wenn es auf nicht zutreffenden Annahmen beruht. Sollten – wie im Falle der Finanzkrise – wesentliche Tatsachen der Realität annahmegemäß ausgeschlossen worden sein, so muss man die Annahmen des Modells kritisieren, sie aufheben, oder ein neues Modell entwickeln. Unter den gegebenen Prämissen sind die bisherigen Modelle konsistent. Ob man tatsächlich die komplexe Realität modelltheoretisch darstellen kann, sei dahingestellt. Daher darf man nicht vergessen, dass die Modelle nicht die Realität sind, sondern nur Ansätze zur Erklärung ökonomischer Phänomene.

Rating und Mittelstand

Und wieder ein Hinweis auf das Handelsblatt: unter dem Titel „Banken lassen Mittelständler abblitzen“ behandelt ein Beitrag die Ratingproblematik im Hinblick auf mittelständische Unternehmen und wirbt implizit für meine Beratungsleistung.

Kurz und prägnant leitet der Autor die Zusammenhänge von Eigenkapitalvorschriften, Kreditrating und deren mögliche Auswirkungen auf Mittelständler her.

Viele Unternehmen widmen dem Rating zu wenig Aufmerksamkeit und kennen weder ihr Rating noch die einzelnen Ratingfaktoren.

Aufgrund gesetzlicher Forderungen sind die Banken gezwungen, anhand der Ratingeinstufung ihrer Kreditkunden Konditionen und Kreditlinien festzulegen. Daher können in der momentanen Krise die Liquiditäts- und Handlungsspielräume der Unternehmen dramatisch eingeschränkt werden. Auch für mittelständische Unternehmen ist die aktive Steuerung des Kreditratings ein wesentliches Instrument der strategischen Führung.

Der Artikel endet mit dieser Problembeschreibung und Lösungshinweisen. Explizit will ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Mittelständler durchaus externe Beratung als Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Aufgrund der aktuell krisenbedingten, laufenden Anpassungen des Bankrisikomanagements wird es schwer, neben dem Kerngeschäft des Unternehmens auch diese Anforderungen ständig im Auge zu behalten. Die Kosten für eine externe Beratung werden ggf. durch geringere Zinslasten kompensiert. Möglicherweise führt eine Optimierung der Finanzkommunikation auch zu alternativen Finanzierungsquellen.