Gastbeitrag von Michael Multhaupt
In einem Beitrag der Financial Times Deutschland wird berichtet, dass das Handelsunternehmen Rewe im März 2010 erstmals von der Ratingagentur Standard & Poor’s bewertet wurde. Die Initiative für dieses externe Rating ging von Rewe aus. Der Handelskonzern will damit erreichen, dass eine Refinanzierung zu besseren Konditionen stattfindet.
Nicht nur Rewe unterzieht sich neuerdings einer externen Bonitätsbeurteilung um bessere Kreditkonditionen zu bekommen, sondern jedes kapitalmarktorientierte Unternehmen muss sich Ratings unterziehen. Die Kapitalmarktteilnehmer erhalten durch das Rating eine Aussage zur Ausfallwahrscheinlichkeit der Schuldner.
Mittelständische Unternehmen benötigen zwar keine Ratingagenturen um sich Liquidität zu beschaffen, da diese meist nicht kapitalmarktorientiert sind, aber bei anstehenden Kreditverhandlungen werden die Unternehmen aufgrund ihrer Unternehmensdaten von den Banken bewertet und somit einem bankinternen Rating unterzogen.
Aufgrund der erwarteten steigenden Insolvenzen in diesem Jahr und der immer noch existierenden Gefahr einer „Kreditklemme“ kann man davon ausgehen, dass die Kreditinstitute sehr vorsichtig sein werden, demnächst Kreditentscheidungen allzu schnell zu treffen. Zu beobachten ist, dass die Informationsanforderungen der kreditgebenden Banken an die mittelständischen Unternehmen vom Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise vielfach gestiegen sind.
Mittelständische Unternehmen sollten sich darüber bewusst sein, dass heutzutage für Kreditentscheidungen gilt:
„Bessere Informationen für die Bank führen zu besseren Kreditkonditionen für das Unternehmen!“
Des Weiteren ist zu beobachten, dass sich Unternehmen nicht bewusst sind, wie ein Rating (Bewertung des Unternehmens) auf die Kreditvergabe wirkt. Nachfolgend informiert buschmeier-consulting in Grundzügen über das Rating und der damit verbundenen Anforderungen, die ein Unternehmen vor Kreditvergabe zu berücksichtigen hat, damit bessere Kreditkonditionen verwirklicht werden können.
Definition:
Das Rating ist eine Bewertungsmethode, mit der die Bonität (Kreditwürdigkeit) eines Schuldners bewertet wird und ist die Voraussetzung für die Kreditgewährung seitens der Banken. Das ist in Basel II und den Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Kreditinstitute (MaRisk) vorgeschrieben. Von den Banken (Hausbank) wird die Bonität meist durch eigene Methoden bewertet. Diese Methode nennt man bankinternes Rating. Das interne Bankrating versucht durch Erfahrungswerte (Vergangenheit) und durch mögliche Zukunftsprognosen die Ausfallwahrscheinlichkeit des beantragten Kredites zu ermitteln.
Wenn die Ausfallwahrscheinlichkeit für die Bank sehr gering ist, wirkt sich dies grundsätzlich positiv auf die Kreditkonditionen und somit auf die Liquidität des Unternehmens aus. Indirekt kann sich dies durch den geringeren Zinsaufwand auf die Stärkung des Eigenkapitals auswirken. Ist die Ausfallwahrscheinlichkeit hoch, so muss das Unternehmen mit hohen Kreditkosten kalkulieren bzw. mit der Ablehnung des Kreditantrages rechnen.
Um ein Unternehmen zu bewerten, bedient sich das kreditgebende Institut folgender Bewertungskriterien:
Quantitative Faktoren:
Bei der quantitativen Bewertung werden die wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens beurteilt. Hierbei gelten als Kriterien die harten Faktoren. Diese können hierbei die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, die Bilanzentwicklung der letzten Jahre sowie Bilanzkennzahlen (Eigenkapital- und Fremdkapitalquote sowie Liquiditätskennzahlen) sein.
Praxistipp:
Für anstehende Kreditgespräche in diesem Jahr ist es wichtig, dass Jahresabschlüsse von 2009 vorgelegt werden. Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA´s) reichen unter Umständen nicht aus, da diese von mittelständischen Unternehmen teilweise nicht aussagefähig sind und für eine Kreditentscheidung nicht ausreichend sein könnten. Desweiteren gibt es zwischen den BWA`s und dem festgestellten Jahresabschluss Informationsdefizite, da Spielräume in der Bewertung von beispielsweise Kundenforderungen, Waren im Umlaufvermögen, halbfertige und fertige Arbeiten sowie Abschreibungen (pro rata temporis) und Rückstellungen nicht oder nur teilweise berücksichtigt werden
Qualitative Faktoren:
Bei den qualitativen Faktoren werden Kriterien bewertet, die schwer zu „fassen“ sind, aber dennoch eine Auswirkung auf das Rating haben können. Grundsätzlich werden hierbei die weichen Faktoren wie die Unternehmensführung und Nachfolgeplanung, die Organisations– und Prozessstrukturen, die Qualifikation der Mitarbeiter, sowie das Controlling und Risikomanagement berücksichtigt. Die Außenwirkung zu Geschäftspartnern, Banken und Kunden sind nicht zu unterschätzen und werden als allgemeine Erfahrungs- und Umweltfaktoren mit in das Rating einbezogen.
buschmeier-consulting hat sich zur Aufgabe gemacht Unternehmen in finanzwirtschaftlichen- und bankrechtlichen Fragen zu beraten und somit auf das Bankrating vorzubereiten.