Konsultation über Ratingagenturen
Die EU-Kommission hat im November 2010 ein Konsultationspapier veröffentlicht, mit dem sie die Diskussion über eine Regulierung der Ratingagenturen voranbringen will. Es handelte sich um eine öffentliche Konsultation und die Kommission bat um Stellungnahmen bis zum 07. Januar 2011. Die eingegangenen Antworten wurde nun auf der Internetseite der EU-Kommission veröffentlicht.
>> Hier finden sich sowohl das Konsultationspapier als auch die Antworten darauf.
Bei den „Contributions authorised for publication“ / „Individuals“ findet sich auch mein Diskussionspapier zur Förderung des Wettbewerbs und der Transparenz auf dem Ratingmarkt.
Insgesamt sind der Kommission 93 Antworten zugegangen. Neben den „public authorities“ und „registered organisations“ haben 28 „individuals/other contributers“ an der Konsultation teilgenommen.
Nach Auswertung der Konsultation werden der Politik konkrete Handlungsvorschläge präsentiert, die bis 2012 umgesetzt werden sollen.
Entmachtung der Ratingagenturen?
Die Financial Times Deutschland schreibt heute, dass die US-Börsenaufsicht den Startschuss zur Entmachtung der Ratingagenturen gegeben hat. Zukünftig solle „eine Reihe von Wertpapieren von der Pflicht zu einer Bewertung der Risiken durch die Agenturen“ befreit werden.
Grundsätzlich ist dieser Beschluss zu begrüssen, da bislang bei Wertpapieremissionen in den USA für die Unternehmen die Verpflichtung bestand, Ratings von Standard & Poor’s und Moody’s einzuholen. Damit wurde das Duopol regulatorisch zementiert.
Es stellt sich jedoch die Frage, was an die Stelle der Ratings der beiden großen Agenturen tritt? Wettbewerber, die diese Aufgabe übernehmen könnten, existieren nicht. Wie sollen also Anleger das Risiko der Papiere einschätzen können? Und wie soll man überprüfen, ob der angebotene Zinssatz dem jeweiligen Risiko des Papiers entspricht?
Bis sich neue Anbieter etabliert haben und von allen Marktteilnehmern akzeptiert werden, müssen sich S&P, Moody’s und Fitch noch nicht fürchten.
Bankengespräche und Finanzierung
Zum Wochenende möchte ich heute einmal explizit auf einen Blogbeitrag von Dirk Elsners BlickLog hinweisen.
Er hat die Folien zu seinem Vortrag über Bankengespräche und Finanzierung zum Download bereitgestellt. Für interessierte Unternehmen und Unternehmer ist diese stichwortartige Zusammenstellung sicher aufschlussreich.
Und hier der Link: Bei den Wirtschaftsjunioren Hamburg: Bankengespräche und Finanzierung
Können bankinterne Ratings die externen Ratings ersetzen?
In einem Blogbeitrag fasst Oliver Everling heute die Aussagen vom Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Jörg Asmussen, zusammen. Asmussen hat auf der Handelsblatt-Konferenz „Kapitalmarktforum 2011“ zu Fragen der Regulierung der Finanzmärkte Stellung genommen. Interessant finde ich insbesondere den letzten Absatz, den ich zitieren möchte:
„Die Funktionen der Ratingagenturen im Finanzsystem zurückzudrängen, diesre Forderung erteilt Asmussen eine klare Absage. Zwar sei schnell ein Konsens bei der Schelte der Ratingagenturen zu erzielen, nicht nur in Europa, sondern auch weltweit, die entscheidende Frage stelle sich aber: “Was kommt dann?” Bankinterne Ratingsysteme könnten externe Ratings nicht ersetzen. Asmussen ist sich daher sicher, dass es bei den Ratingagenturen bleiben werde, wenn auch mit Reformbedarf.“
Fast scheint es, als sei Asmussen mein Modell bekannt (dies ist durchaus möglich, meiner Mail an ihn mangelt es seit 2008 an einer Antwort). Die Interpretation ist jedoch falsch: ich will mit bankinternen Ratings nicht die externen Ratings der großen Agenturen ersetzen, sondern lediglich Wettbewerb induzieren, damit auch auf dem Ratingmarkt der normale Marktmechanismus greifen kann.
Warum bankinterne Ratingsysteme externe Ratings nicht ersetzen können, bleibt in Everlings Beitrag leider offen. Auch in dem entsprechenden Handelsblatt-Artikel wird diese Frage nicht geklärt.
Hat einer meiner Leser eine passende Quelle bzw. Argumente, die für diese Annahme sprechen? Ich freue mich über Kommentare!