Who said Kreditklemme?

Die Frankfurter Rundschau berichtet, dass es für deutsche Unternehmen einfach und billig wie nie sei, Kredite bei Banken aufzunehmen. Sie beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Ifo-Instituts, an dem 4.000 Unternehmen teilnahmen.

Lediglich 19,2% der Firmen beklagten eine restriktive Kreditvergabe – dies sei ein historischer Tiefststand. Den leichtesten Zugang zu Bankkrediten erhielten nach dieser Studie große Industriebetriebe, in der Baubranche gibt es die meisten Klagen über restriktive Kreditvergabe. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn erkennt daher ein sehr gutes Finanzierungsumfeld für deutsche Unternehmen.

In den Krisenländern ist der Kreditzugang für Firmen wesentlich schlechter. Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und eigenen Problemen der Banken halten sich Kreditinstitute bei Unternehmenskrediten zurück. Die EZB überlege daher, nur noch Banken günstig zu refinanzieren, „die den Unternehmen in ihren Ländern auch mehr Kredite geben“.

Über diese Idee der EZB kann man trefflich streiten: ist es Aufgabe einer Zentralbank, in die Geschäftspraktiken der Banken so direkt Einfluss zu nehmen?

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Rating der EU hat sich verschlechtert

Standard & Poor’s hat der Europäischen Union die Rating-Bestnote AAA entzogen und die EU auf AA+ gesetzt. Nachdem in den letzten Monaten bereits die Ratings einiger EU-Länder von S&P herabgestuft wurden, ist der Downgrade der EU insgesamt wenig überraschend.

S&P vertritt die Auffassung, dass die Kreditwürdigkeit der 28 EU-Mitgliedsstaaten abgenommen und der Zusammenhalt der Länder sich verringert habe. EU-Währungskommissar Rehn wies dies mit dem Argument zurück, dass bislang alle Länder ihren Verpflichtungen – selbst zum Höhepunkt der Krise – nachgekommen seien.

Nach Berechnungen von S&P ist die EU mit ca. 56 Mrd. Euro Anleihevolumen jedoch nur ein kleiner Player.

Rating der Ratingagenturen

Wenig überraschendes hat eine Marktanalyse der ESMA (European Securities and Markets Authority) ergeben – das Oligopol der drei großen Ratingagenturen scheint weiterhin nicht gefährdet. Die Marktanteile der nach der EU-Verordnung registrierten Agenturen zeigen die noch immer marktbeherrschende Stellung von Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch mit zusammen 87% Marktanteil (vgl. >>Die Bank).

Die deutsche Feri EuroRating Services AG erreicht einen respektablen siebten Platz – mit einem Marktanteil von 0,81%.
(Das Ranking mit den genauen Werten aller registrierten Agenturen findet sich z.B. bei >>Den Nutzen von Ratings erschliessen )

Völlig altruistisch bin ich noch immer der Auffassung, dass mein Modell kreditinstitutseigener Ratingagenturen zu einem Aufbrechen des Oligopols führen könnte und über den höheren Wettbewerb zu besseren, kostengünstigeren und transparenteren Ratings. (Wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht: hier der Link zum Long-Read des Modells (Amazon))

Weitere Veröffentlichung

Beck_FremdfinanzierungUnd wenn ich schonmal am Schreiben bin:

in dem Buch „Fremdfinanzierung für den Mittelstand“ von Bösl/Schimpfky/von Beauvais (Hrsg.) bin ich mit einem Beitrag über Rating und Covenants vertreten (zusammen mit Oliver Everling).

>> Amazon-Link

Thematisch passt das ganz gut zu meinem letzten Blogbeitrag – wenn denn die Banken sich wieder mehr auf das Kreditgeschäft konzentrieren wollen. In meinem Buchbeitrag beschreibe ich neben den (bekannten?) Ratinganforderungen auch die fast immer in Kreditverträgen enthaltenen Covenants. Das Buch ist praxisorientiert und soll Unternehmern und Beratern einen Überblick über die relevanten Finanzierungsformen geben.

Banking – Back to the roots?

In einer Studie hat KPMG, in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband deutscher Banken, die Auswirkungen der geänderten Bankenregulierung untersucht. Als Ergebnisse der stärkeren Regulierung seit der Finanzkrise werden verschiedenen Punkte genannt.

Ein wesentlicher Punkt seien die mittlerweile höheren Kapital- und Liquiditätsreserven der Banken. Damit wäre ein Hauptziel der Regulierung erreicht. Ob diese höheren Reserven tatsächlich ausreichend sind, darüber streiten die Experten.
Zusätzlich würden die Kreditinstitute sich wieder verstärkt auf ihr originäres Geschäft mit Firmen- und Privatkunden konzentrieren und den Eigenhandel und „besonders risikoreiche Geschäfte“ verringern.
Möglicherweise lassen sich ja durch die seit längerem sehr niedrigen Zinssätze wieder höhere Margen für die Institute durchsetzen. Und gegen Eigenhandel und riskante Geschäfte ist eigentlich nichts einzuwenden – solange die Institute selbst dafür haften! Scheinbar wollen sie aber dieses Risiko immer seltener eingehen.

Den Gesamtaufwand für die Umsetzung der verschiedenen Vorschriften beziffern die deutschen Banken auf jährlich ca. 9 Mrd. Euro. Bankenvertreter sind natürlich über diese höheren Kosten wenig erfreut und verweisen auf eine sich verschlechternde Ertragslage. Ausserdem mahnen sie eine Überprüfung von möglichen Fehlanreizen der Vorschriften, insbesondere bei kumulierter Betrachtung an.

Insgesamt also keine überraschenden Ergebnisse.