Russisch-chinesische Ratingagentur

Die Financial Times und das Manager Magazin berichteten am 03. Juni darüber, dass Russland und China sich geeinigt hätten, eine gemeinsame Ratingagentur zu gründen. Damit solle die Vormachtstellung der USA auf dem Weltratingmarkt aufgebrochen werden.

Wesentliche Aufgabe dieser Agentur seien „apolitische“ Ratings. Sagt der russische Finanzminister während seiner China-Reise. Sicher hat es überhaupt nichts damit zu tun, dass Standard & Poor’s die Bonität Russlands nach der Besetzung der Krim heruntergestuft hat.

Genauere Aussagen zur Struktur der Ratingagentur und ein Zeithorizont wurden nicht bekannt gegeben. Wahrscheinlich ist jedoch die Einbindung der chinesischen Agentur Dagong und einer staatlich unterstützten Institution auf russischer Seite. Diese wenigen Informationen klingen doch schon sehr „apolitisch“.

Dagaong existiert seit ca. 20 Jahren und trat vor allem dadurch in Erscheinung, dass sie (korrekterweise?) die USA sehr früh nach Ausbruch der Finanzkrise herabstuften. S&P benötigte für diese Einschätzung deutlich länger.

Die Pläne für eine europäische Ratingagentur wurden wohl endgültig begraben – zumindest habe ich in der letzten Zeit nichts mehr darüber gelesen.

Prinzipiell halte ich Konkurrenz weiterhin für das richtige Vorgehen, um das Oligopol zu durchbrechen. Allerdings habe ich hinsichtlich der Objektivität und (politischen) Unabhängigkeit bei dem russisch-chinesischen Joint-Venture meine Bedenken.

Werbung