Facebook statt Ratingagentur?

In der DailyMail hat der mir bis dato unbekannte „Finanztechnikexperte“ Gi Fernando einige Vorhersagen für das Banking der Zukunft getroffen. Er sieht in den nächsten zehn Jahren große Veränderungen in der Art und Weise, wie wir alle mit Geld umgehen, auf uns zukommen. Einige interessante Ansätze des Engländers möchte ich hier kurz vorstellen.

Der erste Punkt ist die Annahme, dass zukünftig Soziale Netzwerke die Rolle von Ratingagenturen, bzw. genauer das Credit Scoring von Privatkunden, übernehmen. Der persönliche Score wird demnach determiniert z.B. durch die Facebookfreunde – „You are defined by the company you keep“. Insbesondere sieht Fernando Nachteile für diejenigen, die keine Profile in Sozialen Netzwerken haben. (Ich werde diesbezüglich mal meine Freundesliste durchgehen – nicht, dass ich keinen Kredit mehr bekomme!)

Den Veränderungen fallen zunächst Kreditkarten zum Opfer, so Fernando. Übergangsweise übernehmen Mobiltelefone oder Smartwatches die Aufgaben der unsicheren und teuren Karten, Apple Pay nennt er als aktuelles Beispiel. Schlussendlich würden Banken jedoch auf Fingerabdruck- und Retina-Scanner umstellen.

Insgesamt sieht Fernando aufgrund der technologischen Veränderungen mehr Spass für die Kunden bei ihren Bankgeschäften. Zukünftig seien Kreditinstitute in Coffee Shops und Supermärkten beheimatet und die Wartezeiten würden sich aufgrund der Technik reduzieren.

Banken, die den Wandel ernst nähmen, müssten ihre Mitarbeiter für die digitale Zukunft ausbilden. Es scheint, als gehöre demnächst Programmierung, Apps, Social Media und (IT-)Sicherheit auf den Lehrplan der Berufsschulen für Bankkaufleute.

Grundsätzlich sind die Ideen nicht völlig aus der Luft gegriffen – und für gute Klickraten sind auch alle Buzzwords enthalten.

Dass Soziale Netzwerke für das Credit Scoring herangezogen werde ist m.E. gut möglich – warum sollte man neben Alter, Wohnort und zu finanzierendem Produkt nicht auch Facebook zu Rate ziehen? Wie die genaue Berechnung des Scores dann zustande kommt, wäre natürlich höchst interessant zu wissen. Ich fürchte nur, das bleibt „Geschäftsgeheimnis“, genauso wie die exakte Ratingmethodologie heute.

Zahlungen über PayPal und bald auch Mobiltelefone sehe ich nicht kommen, die sind schon da. Und wenn schon jedes iPhone einen Fingerabdruck-Scanner verwendet, warum nicht auch Banken und Unternehmen an ihren Kassen?

Banken in Coffee Shops und Supermärkten? Erste Versuche dazu gab es bereits, ich meine allerdings, man muss hier nach den verschiedenen Bankgeschäften unterscheiden. Geldautomaten, Überweisungen – kein Problem. Bei Kredit- und Anlagegeschäft bin ich mir nicht sicher, ob man mitten im Starbucks seine Einkommens- und Vermögensverhältnisse offenlegen möchte. Auch Fernando beschreibt hier bei größeren Bankfilialen eine veränderte Architektur. Womit vergleicht er sie? Natürlich mit Apple Genius Stores – „stripped back, slicker and offering the kind of service customers can only dream of now“.

Ach so, ja.
Man könnte also auch einfach schreiben: Apple ist das Banking der Zukunft!?

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Banken verlangen Zinsen für Geldanlagen

Jetzt ist es soweit: nachdem die EZB seit einiger Zeit von Kreditinstituten Zinsen für die Geldanlage verlangt, leiten die Banken diese Negativzinsen nun an ihre Kunden weiter. [FAZ]

Bisher wurden lediglich „Abwehrkonditionen“ bei der Anlage verlangt, inoffiziell geben Bankenvertreter aber auch schon zu, Negativzinsen zu fordern.
Zunächst berichteten nur Unternehmen und Institutionelle Anleger von diesen „Strafzinsen“, vermutlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, dass auch Privatanleger zur Kasse gebeten werden.

Momentan sind es vornehmlich Banken mit guten Ratings, die Strafzinsen verlangen, da Anleger diese vermeintlich sicheren Institute präferieren. Gute Ratings besitzen zur Zeit die Deutsche Bank, die DZ Bank und einige Landesbanken. Kreditinstitute mit schlechteren Bonitätsnoten verzichten noch auf Strafzinsen. Allerdings gehen Anleger hier natürlich ein höheres Risiko ein.

Ziel dieser EZB-Politik ist es, die Wirtschaft anzukurbeln. In erster Linie sollen Banken dazu gedrängt werden, ihre Kundengelder als Kredite auszugeben.
Leider fragen die Unternehmen jedoch kaum neue Kredite nach – nicht zuletzt wegen der verschlechterten Weltkonjunktur.

Diese Situation ist nicht ungefährlich, da es zu Fehlallokationen (finanzieller) Ressourcen kommt:
Zum einen könnten Unternehmen ihr Geld in Investitionen einbringen, die bei positivem Anlagezins (= Opportunitätskosten) nicht durchgeführt würden. Bei einem Vergleichszins von 0% oder sogar weniger lohnen sie sich plötzlich (Kapitalwertmethode, anyone?).
Zum anderen wächst die Gefahr von Spekulationsblasen – um keine Strafzinsen zahlen zu müssen, legt man das Geld eben irgendwo an. Man betrachte nur die Entwicklung der Immobilienpreise.
(Was war nochmal der Auslöser der Finanzkrise?)

Möglicherweise wird insbesondere eine Branche gefördert – gibt es offizielle Zahlen zur Geschäftsentwicklung der Tresorhersteller?
Und prall gefüllte Kopfkissen sollen ja auch den Schlaf fördern.

Kreditinstitute vs. „Schattenbanken“

Laut eines Beitrags der FAZ umwerben Schattenbanken den Mittelstand in Deutschland. Damit erhöht sich das Angebot an Fremdkapitalgebern für (mittelständische) Unternehmen – in einer Zeit, in der ohnehin weniger Kredite seitens der Unternehmen nachgefragt werden. Positiv lässt sich wohl vermerken, dass die unsägliche Diskussion über eine „Kreditklemme“ nun zumindest eine Zeit lang der Vergangenheit angehören dürfte. Diejenigen Unternehmen, die noch darüber klagen, sollten auch keinen Kredit erhalten – nicht wegen des Klagens, sondern weil die Zahlen offensichtlich keine Kreditvergabe ermöglichen.

„Schattenbanken“ klingt ein wenig bedrohlich. Wer will sich schon vom Paten Geld besorgen? Sind sie eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die „normalen“ Kreditinstitute?

Als „Schattenbanken“ werden alternative Fremdkapitalgeber bezeichnet, die im Gegensatz zu Banken weniger stark reguliert sind. Dazu zählen Private Equity Unternehmen, die auf der Suche nach Rendite ihr Geschäftsfeld erweitern. Im Debt Fund Bereich existieren ca. 20 Unternehmen, die vor- und nachrangige Kredite (Senior Loan bzw. Mezzanine) anbieten. Kombiniert werden diese beiden Formen in sog. Unitranche-Finanzierungen.

Für die deutschen Universalbanken, die momentan gern ihr Kreditgeschäft erhöhen möchten, kommt diese Konkurrenz etwas ungelegen. Die Kreditnachfrage von solventen Unternehmen ist seit der Finanzkrise stark zurückgegangen – auch weil die Unternehmen ihr Eigenkapital erhöht haben und sich nun häufig ohne Fremdkapital selbst finanzieren können. Die Kreditvergabe, eigentlich das originäre Bankgeschäft, ist eine gute Diversifikationsmöglichkeit, um das volatile Investmentbanking abzufangen.

Für den deutschen Markt sehe ich, ausserhalb hoch riskanter Finanzierungen im Mezzanine-Segment, geringe Chancen für die Debt Funds. Insbesondere durch das noch immer vorherrschende Hausbank-Prinzip werden Unternehmen eher eine Bankfinanzierung nachfragen. Möglicherweise auch wegen des in den Medien negativ gezeichneten Bildes von Private Equity Unternehmen. Große und solvente Firmen werden den direkten Weg über den Kapitalmarkt wählen.

Ein Punkt spricht aus meiner Sicht jedoch für diese Debt Funds: gerade bei riskanten Finanzierungen tragen die Investoren das Risiko und nicht die Allgemeinheit. Dieses Problem ist bei der Finanzkrise ja leider sehr deutlich zu Tage getreten.
Der positive Aspekt gilt natürlich nur so lange, wie die Investoren der Debt Funds keine staatlichen Institutionen sind und die Größenordnung des eingesetzten Kapitals nicht als „systemrelevant“ betrachtet werden muss.
In diesen Fällen müsste dann auch wieder der Steuerzahler zu Hilfe eilen.

Beyond Banking: Apple iPhone 6 plus

Aufgrund des Hypes, der seit spätestens Freitag das gesamte Netz erfasst hat, möchte ich an dieser Stelle mal wieder einen „Beyond Banking“-Beitrag schreiben.

Als Apple-Fanboy habe ich mir es natürlich nicht nehmen lassen, endlich ein größeres iPhone zu ordern, nachdem ich auf das iPhone 5 S verzichtet hatte und seit mindestens einem Jahr neidisch auf die Android-Fraktion geschaut habe.

Der Spaß begann, als ich wegen der Bestellung und Vertragsverlängerung bei der Telekom-Hotline anrief.
Entgegen anderen Erfahrungen, über die im Netz berichtet wurde, hatte ich sehr schnell einen freundlichen Kundenbetreuer am Telefon. Und eigentlich sollte das ein kurzes Gespräch werden: Vertrag verlängern, gesponsortes iPhone 6 plus bestellen.

Das war zu einfach gedacht. Mein Vertrag lasse sich nicht verlängern.
Na gut – also „schnell“ über eine neue Vertragsvariante nachgedacht und wegen des Rabatts für den Mobilfunk gleich noch einen neuen Festnetzvertrag vereinbart. Das Interesse am iPhone hat die Telekom mal eben für eine versteckte Tariferhöhung genutzt (s. Gutjahr)

Danach hat alles gut geklappt und Freitag 8:30 Uhr (!) kam das Paket. Mein erster Gedanke nach dem Auspacken: „ist das RIESIG!“
Und auch nach mittlerweile drei Tagen denke ich das noch immer. Aufgrund der ungewohnten Größe und des kursierenden Videos des ersten Australiers beim Auspacken seines iPhones behandle ich meines wie ein rohes Ei.

Mein erster kurzer Erfahrungsbericht (zum iPhone 6 plus und iOS 8):
das Ding ist riesig – falls ich es noch nicht erwähnt habe. Auf dem Titelbild ist übrigens links das Telefon (rechts ist ein 15“ Macbook Pro).
Es in einer Hand nur zu halten ist bereits eine Herausforderung, es dann auch noch zu bedienen schwierig (aber hoffentlich mit Gewöhnung möglich). Der Double-Tap zur Einhandbedienung ist zwar eine schöne Idee von Apple, aber so umständlich, dass ich meist doch den zweiten Zeigefinger aus der Nase nehme und damit tippe.
Ich wollte groß – jetzt habe ich groß. Und das Display ist unglaublich gut. Mein iPad mini wird wohl überflüssig werden. Das iPhone liegt gut in der Hand (wenn nicht die Angst vorm Fallenlassen wäre), Telefonieren fühlt sich allerdings seltsam an, weil es so riesig ist (hatte ich das schon gesagt?). Touch ID kannte ich bisher nicht, ist aber ein sehr nettes Feature. Und die Kamera ist klasse.
Alle von mir imaginierten Vorteile eines großen Display sind eingetroffen – Texte lesen, Videos gucken und Spiele spielen ist wirklich wesentlich besser.
Geschwindigkeitsbenchmarks, Pixelauflösung und sonstige technische Daten finden sich überall im Netz, daher fange ich damit hier erst gar nicht an. Immerhin: die Batterielaufzeit beträgt bei de facto Dauernutzung in den ersten Tagen einen ganzen Tag.

Was ich hardwareseitig extrem ungünstig finde, ist die Platzierung des An-/Aus-Schalters an der rechten Gehäuseseite – direkt gegenüber der Laut-/Leise-Tasten. Somit drücke ich meist beide Tasten gleichzeitig und muss immer nachsehen, ob es aus-, oder nur lauter/leiser gestellt ist.

iOS 8 hat einige Vorteile, insbesondere die QuickType-Funktion finde ich super. Die Widget-Funktion einiger Apps ist auch nett, allerdings muss man zur Ansicht vom oberen Bildschirmrand nach unten wischen. Und ich hatte wohl schon erwähnt: das Ding ist riesig – keine Chance bei Einhandbetrieb.
Interessanterweise zeigt mir die Mail-App von Apple dauerhaft „Am Samstag aktualisiert“ an – schön wär’s, wenn so wenige Mails kämen.
Hilfreich bei iOS 8 ist die Möglichkeit, beim Verfassen neuer Mails auf den Posteingang zugreifen zu können, z.B. um Infos aus anderen Mails zu finden. Auch hier wieder: von oben herunterwischen…..
Ausserdem funktionieren einige Apps unter dem neuen Betriebssystem noch nicht optimal. Das wird sich hoffentlich mit der Zeit erledigen.

Mein Fazit?
In den nächsten Tagen werde ich weiter testen, ob ich im Tagesgeschäft mit den 5,5 “ klarkomme – ich bin da guter Dinge. Allerdings habe ich vor, das 4,7“ Gerät zumindest mal live anzugucken.
Als Apple-Jünger muss man sich eben erstmal an so bahnbrechende Neuerungen wie ein vernünftig großes Display gewöhnen.
Für das neue iPhone gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung – und weil der Druck, es direkt am ersten Tag besitzen zu müssen, nun entfällt, mein Tip: iPhone 6 und 6 plus beide mal in die Hand nehmen und ausprobieren.

Neuer Anlauf: Europäische Ratingagentur

Nachdem ich bereits in meinem letzten Post berichtete, dass der ehemalige Leiter von S&P-Deutschland Torsten Hinrichs Chef der deutschen Scope Ratings wurde, gibt es jetzt erste weitere Berichte.

In einem Artikel des Standards wird Hinrichs zitiert mit
„Ja, wir wollen die führende europäische Ratingagentur werden.“

An dieser Stelle von mir schon mal: viel Glück.

Immerhin konnte Scope Herrn Hinrichs nach 15 Jahren S&P von der Idee überzeugen. Neben der Vision zur führenden europäischen Agentur aufzusteigen gab es vermutlich auch noch einen kleinen monetären Anreiz.
Als weiteren Promi konnte Scope Ratings Sam Theodore gewinnen. Der war bei Moody’s für Bankenratings zuständig.
Diese Einkaufstour durch den Personalmarkt konnte Scope durchführen, weil neue (nicht weiter genannte) Investoren gefunden wurden.

Und wie will diese Ratingagentur, die keine Länderratings durchführt und sich auf die Bewertung von Banken, Unternehmen sowie Finanzprodukten spezialisiert, jetzt führend in Europa werden? USP? Innovativer neuer Ratingansatz? Anderes Entlohnungsmodell, kein Issuer-Pays-Model?

Nichts davon.

Scope habe keine angelsächsische Brille auf und könne europäische Besonderheiten berücksichtigen.

Das ist ja mal ein neues, originelles Argument.
Nicht.

Ich werde gespannt die weitere Entwicklung verfolgen und berichten.