Investitionsstau oder EK-Finanzierung?

Gerade habe ich an dieser Stelle über eine Studie des Deutschen Sparkassen-und Giroverbands (DSGV) berichtet, in der Sparkassenpräsident Fahrenschon zu den Ergebnis kommt, dass im deutschen Mittelstand – aufgrund geringerer Kreditnachfrage bei den Sparkassen – ein Investitionsstau herrsche und die KMU „ins Hintertreffen“ geraten könnten.

Heute berichtet Springer Professional über die gleiche DSGV-Studie. Die Autorin kommt jedoch zu einem deutlich anderen Ergebnis als der Sparkassenpräsident. Aufgrund der Finanzkrise setzten mittelständische Unternehmen seit 2009 stark auf Finanzierung durch Eigenmittel. Bei Fremdkapitalfinanzierungen entscheiden sie sich in erster Linie für Bankkredite und nicht für Finanzierungen über den Kapitalmarkt. Und wieder wird DSGV-Präsident Fahrenschon zitiert. Dieses Mal mit der Aussage, dass der klassische Hausbankkredit für KMU ein bewährtes Finanzierungsinstrument sei.

Kann er sich mal entscheiden? Investitionsstau oder nicht?

Völlig unverdächtig ist das folgende Zitat von Fahrenschon: „Eine Öffnung der Kapitalmärkte geht bei diesen Unternehmen am Bedarf vorbei.“

Logisch.
Die Kapitalmärkte – mit ihren günstigeren Finanzierungsalternativen – müssen nicht für KMU geöffnet werden. Das wollen die doch gar nicht. Die wollen einen schönen Bankkredit von ihrer Hausbank. Und die Anleger bekommen ein Sparbuch.

Ich hoffe, dass zumindest intern bei den Kreditinstituten ein Umdenken stattfindet. Allerdings freue ich mich auch auf Fintechs, die den verkrusteten Markt hoffentlich bald aufmischen. Die Banken wollen wohl ihr altes Geschäftsmodell verteidigen und nicht innovativ werden.

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DSGV-Studie zum Mittelstand

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) fand in einer Studie heraus, dass sich der deutsche Mittelstand mit größeren Investitionen zurückhält. Ein Grund dafür seien die weltweiten Krisen.

Im Handelsblatt wird über die Studie berichtet, die auf der Auswertung von ca. 250.000 Unternehmensbilanzen beruht. Daher beziehen sich die Daten auf die Jahre 2012 und 2013. Für die kommenden 12 Monate, d.h. für das Jahr 2014, wollten nur 19,7% der Unternehmen Investitionen in ihre Expansion tätigen – in 2012 waren es noch 27,5%.

Ein Vorteil dieser Zurückhaltung ist die Erhöhung der durchschnittlichen Eigenkapitalquote der KMU auf 22,3% in 2013 (im Vergleich zu 19,7% in 2012).

Sparkassenpräsident Fahrenschon konstatiert, dass sich der „Investitionsstau bei den Unternehmen bislang nicht aufgelöst“ habe. Die Begründung für den „Investitionsstau“ ist die Angabe der Sparkassenmitarbeiter, dass mittelständische Kunden rund 46% weniger Investitionsmittel abgerufen hätten als im Jahr davor. Fahrenschon sorgt sich, dass aufgrund der fehlenden Investitionen die deutschen KMU „ins Hintertreffen“ geraten könnten.

Natürlich müssen Kreditgeber klagen, wenn sie weniger Kredite vergeben können. Aber herrscht im deutschen Mittelstand tatsächlich ein Investitionsstau? Ein vernünftiger Grund – die Unsicherheit aufgrund weltweiter Krisen – wurde doch in der Studie genannt. Ich warte auf die ersten Kommentare, die von einer Kreditklemme sprechen – obwohl man als Verbandspräsident kaum deutlicher „nehmt unser Geld!“ rufen kann.

Laut der DSGV-Studie ist die Umsatzrentabilität von 7,4% auf 6,4% gesunken. Die Begründung lautet: schwache Wirtschaftsentwicklung und steigende Kosten. Und bereits vor der Einführung des Mindestlohns stiegen die Personalkosten in 2013 um 1,2%. Demgegenüber wirke der sinkende Ölpreis und der schwache Euro wie ein Sonderkonjunkturprogramm für die KMU.