Ich wünsche meinen Leserinnen und Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
1. Daten Bankkunden 2. Paydirekt
Vor einigen Tagen habe ich an dieser Stelle berichtet, dass die Deutsche Bank ihre vorhandenen Kundendaten besser nutzen will. Heute berichtet die Wirtschaftswoche, dass die Commerzbank ähnliches vorhat.
Schön finde ich die – durchaus offene – Aussage des Vorstands Privatkunden Michael Mandel, dass die Commerzbank „früher“ für ihre Produkte passende Kunden gesucht hat und das jetzt umdrehen will. Zukünftig sollen also Kunden die passenden Produkte bekommen. Das finde ich einen schönen Fortschritt. Dazu benötigt man aber weder neue IT, Plattformen oder FinTechs, sondern nur ein wenig Kundenorientierung. Aber gut, wenn dies jetzt dank der FinTech-Wettbewerber auch bei der Commerzbank Einzug hält, will ich nicht meckern.
Natürlich darf seitens des Commerzbank-Vorstands auch nicht der Hinweis fehlen, sie seien keine“amerikanische Datenkrake“ und hielten die Datenschutzbestimmungen „sklavisch“ ein.
Viel Erfolg, liebe Commerzbank.
Als zweiter Link für heute ein Bericht des Manager-Magazins zu Paydirekt. Der Autor beginnt mit einer Kurzkritik von Paydirekt: schleppender Start und langes Zögern der deutschen Banken, genutzt erst von 60.000 Privatkunden, lediglich 20 Händler akzeptieren die bargeldlose Bezahlmethode (aber dabei ist – tada – Haribo). Im Vergleich dazu: Paypal hat 16 Millionen Kunden und über 50.000 Akzeptanzstellen.
Und jetzt das Spannende: aktuell verhandelt Paydirekt mit Anbietern der Kesh-Technologie, um die Verwendung von Smartphones zu ermöglichen.
Paydirekt ist ernsthaft ohne mobile Lösung gestartet?
Wer erklärt mir bitte nochmal, warum ich Paydirekt nutzen sollte?
Und auch hier natürlich: ich wünsche Paydirekt viel Glück. Das ist, so befürchte ich, dringend nötig.
FinTech weltweit
Auf dem „Bank Blog“ des Kollegen Leichsenring habe ich einige interessante Infografiken zu FinTechs weltweit gefunden und verlinke sie hier für meine Leserinnen und Leser.
Spannend finde ich, dass das durchschnittliche Alter der „Start Ups“ bei sechs (!) Jahren liegt und dass China, zusammen mit den USA und UK vorne liegt.
Die wichtigsten Geschäftsfelder sind – erwartungsgemäß – Lending und Payments.
Weltweit schätzt McKinsey die Anzahl der FinTechs auf über 12.000, „Venture Scanner“ hat 1.362 Unternehmen untersucht, die ein durchschnittliches Funding pro Unternehmen von 44 Millionen US-Dollar aufwiesen (in diesem Zusammenhang finde ich allerdings die Verwendung des Durchschnitts wenig aussagekräftig).
Ein weiterer Beitrag, den ich verlinken möchte, berichtet, dass die Deutsche Bank ihre IT Infrastruktur erneuert, um mit der Fintech Konkurrenz mithalten zu können. Und nachdem Kollege Björn Sänger und ich seit Jahren den Kreditinstituten bei unseren Beratungen erklären, dass sie auf einem Datenschatz sitzen, muß ich nun feststellen, dass die Deutsche Bank das auch ohne uns herausgefunden hat.
FinTechs im Bankenverband?
Bereits am 09. November hat der Vorstand des Bankenverbands beschlossen, dass FinTechs als ausserordentliche Mitglieder mitwirken dürfen. Gleichzeitig fordern die Banken jedoch – genau wie die Sparkassenorganisation – ein regulatorisches level-playing-field bei Bankgeschäften. Dieses müssten Politik und Aufsicht sicherstellen.
Während die Sparkassen lediglich gleiche Regulierungsbedingungen fordern, wählt der Bankenverband einen cleveren Ansatz, indem sie FinTechs in die Interessenvertretung privater Banken einbinden wollen. Die jungen Finanzdienstleister sollten jedoch aufpassen, dass sie von der Umarmung des Verbands nicht erdrückt werden. Schliesslich sind sie Wettbewerber der traditionellen Kreditinstitute und wollen sie – zumindest teilweise – überflüssig machen. Eine (ausserordentliche) Mitgliedschaft wäre in etwa so, als wollte Amazon seine Interessen vom Buchhändlerverband vertreten wissen.
Das von den Kreditinstituten geforderte regulatorische level-playing-field ist nicht zu beanstanden, sofern FinTechs tatsächlich regulierungswürdige Dienstleistungen anbieten. Diese sind m.E. insbesondere klassische Aufgaben der Banken, nämlich Annahme von Einlegergeldern und Vergabe dieser Anlegergelder als Kredite, mit der Bank als Intermediär. Allerdings erfüllen diese Aufgabe die meisten FinTechs eben nicht.
Ich halte es für sinnvoller, wenn FinTechs das unbestritten notwendige „Regulierungs-Know-How“ durch einen eigenen Verband erarbeiten und ihre Interessen bei Politik und Aufsichtsbehörden unabhängig von den traditionellen Banken vertreten lassen.
Robo Advisor 2.0
Nachdem mein gestriger Beitrag einige Reaktionen, insbesondere bei Twitter, hervorgerufen hat, folgt heute der zweite Teil.
Als Nachtrag hatte ich bereits gestern die Hinweise von @asc_ffm und @comdirect aufgegriffen und erwähnt, dass die Deutsche Bank nicht der erste und auch nicht der einzige Anbieter der Online-Geldanlage ist, was ich weder geschrieben habe noch implizieren wollte. Der Cash.Online Artikel war lediglich der Aufhänger für meinen Beitrag.
Damit sind aber noch nicht alle Missverständnisse ausgeräumt. Heute morgen schrieb mir @comdirect bei Twitter, dass ihr „AnlageAssistent“ nicht in marktenge Einzelwerte investiere. Damit hat comdirect eine Frage aufgeworfen, die ich in dieser Form gar nicht gestellt hatte. Ich wollte auf die Gefahr im Social Trading hinweisen, dass Plattform-Nutzer, deren Meinung als Anlageempfehlung gedeutet werden könnte, diese Macht zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen könnten (man beachte die Konjunktive!). Mit dieser expliziten Distanzierung wirft comdirect natürlich die Frage auf: welche Algorithmen stecken hinter den Anlageempfehlungen? Auch hier unterstelle ich nicht, dass die Empfehlungen der Robo Advisor für den Anbieter optimiert seien. Aber man könnte z.B. auf die Idee kommen, dass der Robo Advisor immer diejenigen Fonds empfiehlt, die die höchste Provision abwerfen (KONJUNKTIV!). Und wenn man zynisch sein wollte, könnte man sagen, das es „Robo Advisor“ schon sehr lange gibt. Der menschliche Algorithmus mancher Anlageberater soll ja häufig provisionsoptimiert gearbeitet haben.
Auf Twitter folgten auch noch weitere, interessante Links, die ich meinen Lesern hier nicht vorenthalten möchte.
Comdirect schickte mir den Link zu fondsprofessionell.de. In diesem Beitrag wird die Performance verschiedener FinTech-Portfolios für den (relativ kurzen) Zeitraum Mai bis November 2015 verglichen. Während die Benchmark aus 50% MSCI World und 50% Barclays GlobalAggregateBonds ein Minus von ca. 0,3% machte, erwirtschaftete comdirect ein Minus von ca. 0,4% und liegt damit auf Platz 2 nach Cashboard, die ein Plus von 1,9% erreichten. Als schlechtester Anbieter in diesem Vergleich schloss Vaamo mit 2,5% Minus ab. Die Zusammensetzung der Fonds läßt sich beim Klicken durch die Grafik herausfinden. Dabei erkennt man, dass die Benchmark nur approximativ passt.
Damit liegen die Robo Advisor *relativ* dicht an der Benchmark, was ein besseres Ergebnis ist, als viele aktiv gemanagte Fonds erreichen. @franke_media hatte mir den Link zu Brokervergleich.de geschickt, die den Vergleich initiiert haben. Hier findet sich zusätzlich eine Übersicht über weitere Details der Robo Advisor, wie Mindestanlage und – ganz wichtig – Gebühren. Aus meiner Sicht ist auch hier der Sieger Cashboard, die eine 10%ige Gewinnbeteiligung fordern. Sollten sich im Verkaufsprospekt nicht weitere, versteckte Gebühren finden, ist das ein faires Gebührenmodell. Comdirect berechnet die Kosten der Order und des ETF (Exchange Traded Fund), was m.E. auch völlig in Ordnung geht. Der teuerste Anbieter (in diesem Vergleich) ist mit rund 1,2%-2% zuzüglich Fondskosten die SutorBank. Damit liegt sie im Rahmen passiv gemangter Fonds – wo wird hier der Kostenvorteil durch die Online-Anlage ohne Personaleinsatz an die Kunden weitergegeben?
Insgesamt stellt sich beim Robo Advising, genau wie beim traditionellen Anlagegeschäft, die Frage, welchen Vorteil der Anleger davon hat. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass es für die Mehrheit der Anleger langfristig am effizientesten ist, direkt in ETFs bzw. Indexfonds zu investieren. Auch die Robo Advisor schlagen die Benchmark nur in Ausnahmefällen.
Sinnvoll kann der Einsatz von Robo Advisors m.E. dann sein, wenn der Anleger bereits ein Wertpapierportfolio besitzt und weitere Papiere zukaufen will. Dann kann – gemäß dem CAPM (Capital Asset Pricing Model) – z.B. der Risikobeitrag des neuen Papiers zum bestehenden Portfolio errechnet werden. Diesen Einsatz sehe ich jedoch vorwiegend bei größeren Privatanlegern (oder institutionellen Investoren, die diese Technik jedoch schon nutzen). Und auch hier sollte man berücksichtigen, dass es trotz genauester Berechnungen bis zur 100. Nachkommastelle keine exakte Wissenschaft ist.
Robo Advisor
Gerade habe ich bei Cash.Online gelesen, dass die Deutsche Bank – über ihre Online-Investment-Plattform Maxblue – einen Robo Advisor einführen will. Dieses Angebot richte sich an Anleger, die ihre Anlageentscheidung ohne Beratung treffen wollen. Zielgruppe dürften daher wohl nur gut informierte Anleger sein.
Bei meiner Frage nach der Regulierung von Robo Advisors fielen mir plötzlich viele interessante Abkürzungen ein, insbesondere MiFID – also die Regulierung der Anlageberatung und die Dokumentationspflichten der Banken. Diese sollen Falschberatungen vermeiden und die Anleger schützen. Allerdings kosten diese Vorschriften die Banken viel Geld und die Anleger Zeit und Nerven.
Auf der Suche nach der regulatorischen Behandlung von Robo Advisors stieß ich auf einen Beitrag von Dirk Elsner in der Börse Online von Februar.
Es scheint sich so darzustellen, dass der automatisierte Workflow beim Robo Advising den aufsichtlichen Anforderungen entspricht und daher den Aufwand und die Haftung für Banken minimiert. Elsner erwähnt zusätzlich die Idee des „Social Tradings“, bei der nicht die Bank, sondern andere Nutzer einer Handelsplattform Anlageempfehlungen abgeben. Dies können Laien oder Profis sein und es wird von der Aufsicht noch nicht reguliert (Stand Mai 2015).
Sollte ich also Nutzer einer solchen Plattform sein und über eine halbwegs vernünftige Reputation verfügen, könnte ich Anlageempfehlungen aussprechen, denen einige andere Nutzer folgen?! Wäre es in diesem Fall strafbar, wenn ich z.B. einige der von mir empfohlenen (marktengen) Papieren vorher gekauft habe? Einige Anbieter von „Börsenbriefen“ oder 0190er Nummern haben dafür ja schon ihre Strafe erhalten.
Am Ende gilt auch hier wieder: jeder Anleger sollte sich selbst informieren – Geldanlage ist nicht so kompliziert, wie einige Banken/Anlageberater einem weismachen wollen. Und man sollte keinen Experten trauen.
Nachtrag: über Twitter kam von @asc_ffm und @comdirect der korrekte Hinweis, dass Robo Advising keine ganz neue Idee ist und bereits von comdirect, ING Diba und der Targobank verwendet wird.
Interessante Links 07.12.2015
Lange habe ich mich dagegen gewehrt, an dieser Stelle Links zu posten, ohne wenigstens eine kurze Einschätzung oder Stellungnahme abzugeben. Dazu habe ich bisher nur meine buschmeier-consulting Facebook-Seite genutzt. Da aber zur Zeit sehr viele interessante Beiträge zu Banken und FinTechs erscheinen und ich neben Lehre, Beratung und Vorträgen nicht immer die Zeit finde, mein Blog so intensiv zu betreuen, wie ich es gerne machen würde, werde ich zukünftig auch hier einige Artikel verlinken. Dabei handelt es sich um aus meiner Sicht spannende Beiträge zu den Themen meines Blogs, Spam werde ich vermeiden.
Dies ist ein privates Blog, das ich ohne finanzielle Gegenleistung betreibe – Angebote für bezahlte Beiträge habe ich bislang immer abgeleht und werde es auch weiterhin so halten. D.h. für Links erhalte ich keine Entlohnung und sie entsprechen auch nicht zwangsläufig meiner eigenen Meinung.
Über Feedback zu dieser kleinen Änderung in den Kommentaren freue ich mich.
Und jetzt? Natürlich die ersten Links:
>> Studie der Sparda Bank Hamburg: Next Generation Banking
In einer Umfrage unter 116 Führungskräften von Kreditinstituten sollten die Entwicklungen des Finanzsektors bis 2025 untersucht werden. Als wesentliche Herausforderungen nannten die Befragten Kostendruck und sinkende Erträge, Umsetzung regulatorischer Vorgaben und Asuwirkungen der Niedrigzinsphase. Danach erst wurde die Bedrohung durch neue Wettbewerber genannt.
Lösungen dieser Probleme seien: Kostensenkung inkl. Filialschliessungen sowie Digitalisierung von Vertriebswegen, Produkten und Prozessen.
Als größte Wettbewerber werden nicht FinTechs, sondern die großen Internetkonzerne wie Apple und Google gesehen. Ihre eigenen Stärken sehen die Banken in Vertrauen und qualifiziertem Personal, welche sie in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen wollen.
>> Gledhill on Future Trends in Banking
Dies ist ein Interview mit dem CEO und Co-Founder der Secco Bank in UK.
FinTech Übersicht
Da in meinen Beiträgen immer häufiger FinTechs als schnelle, innovative Wettbewerber von den Banken genannt werden, will ich dieser Stelle zwei Übersichten von Berater- und Bloggerkollegen verlinken.
Zum einen die Mindmap von PaymentAndBanking zu den deutschen FinTech StartUps, in der eine Sortierung und Übersicht gegeben wird, zusammen mit einer Liste der URLs der genannten FinTechs.
Eine interessante Klassifizierung und Übersicht über die Investoren bietet auch Barkow Consulting.
Ich gehe davon aus, dass FinTechs kein vorübergehendes Phänomen sein werden (wie vielleicht einige traditionelle Banken hoffen), daher werde ich auch an dieser Stelle über neue, interessante Entwicklungen hinweisen.
Höhere Strafzinsen für Banken
Gerade kam über n-tv die Mitteilung, dass die EZB heute den Zinssatz für Banken, die überschüssiges Geld bei ihr parken, von minus 0,2% auf minus 0,3% erhöht hat. Der Leitzins im Euro-Raum bleibt bei dem 0,05% Rekordtief.
Das bedeutet vermutlich, dass ich in den nächsten Tagen weitere Beiträge über Kreditinstitute schreiben kann, die händeringend Abnehmer für ihre Kredite suchen.
Easy Credit?
Reuters berichtete am 02. Dezember, dass die Europäische Zentralbank (EZB) herausgefungden hat, dass es für kleinere Unternehmen im Euro-Raum leichter sei an Kredite zu kommen, als an neue Kunden.
Ich unterstelle einfach, dass die EZB nicht explizit nach diesem Vergleich gefragt hat, weil er mir völlig schräg erscheint. Aber immerhin hat Reuters es mit dieser Überschrift geschafft, dass ich den Artikel angeklickt habe. Laut der Befragung gaben ein Viertel der Unternehmen als größte Sorge an, Kunden für ihre Produkte zu gewinnen. Die geringste Sorge sei – mit 11% – der Zugang zu Finanzmitteln. Für Deutschland ist der Anteil sogar noch geringer.
Damit wird wieder einmal die EZB-Politik ad absurdum geführt. Lockere Geldpolitik und negative Zinsen für Banken können offensichtlich keine Nachfrage nach Krediten durch Unternehmen schaffen. Die politische Lenkungswirkung des Preises, d.h. hier des Zinssatzes, ist eingeschränkt. Und in meinen letzten Beiträgen an dieser Stelle wurde zusätzlich deutlich, dass die Banken Unternehmen und Haushalte geradezu anbetteln, Kredite bei ihnen aufzunehmen, weil sie keine anderen Ideen haben, Geld zu verdienen.
Normalerweise führt eine solche Situation zur Bildung von Spekulationsblasen – Immobilien, Gold, whatever – und somit zu Fehlallokationen. Wenn nun aber die angebotenen Kredite nicht einmal angenommen werden, haben Unternehmen und Verbraucher vielleicht aus der Vergangenheit gelernt. Vermutlich ist hier aber der Wunsch Vater des Gedankens.