Bigger is not always better

Das Wirtschaftsmagazin Capital hat gestern einen umfangreichen Beitrag über die Zukunft der Universalbanken veröffentlicht. Danach kämpfen die „Dinosaurier-Banken“ um ihr Überleben. Die Situation scheint so dramatisch zu sein, dass sogar Goldman Sachs Konsumenten und kleine Unternehmen als Kunden gewinnen will. Goldman Friggin Sachs!

Wird jetzt aus „too big to fail“ „too small to matter“? In den letzten zwei Jahren strichen die Großbanken nahezu 160.000 Jobs, HSBC will bis zu 50.000 Mitarbeiter loswerden und die Bilanz verkürzen.

Ist das tatsächlich ein Strategiewechsel, wie Capital berichtet, oder wollen die Banken einer von politischer Seite geforderten Zerschlagung zuvorkommen?

Als erfolgversprechend beschreiben die Capital-Autoren die Fokussierung auf wenige Geschäftsbereiche, schlanke Strukturen und einfache Produkte. Dem letzten Punkt kann ich nur zustimmen, wenn die Kunden tatsächlich risikobewusster geworden sind und sich keine Produkte mehr andrehen lassen, die sie nicht verstehen. Komplizierte Finanzkonstruktionen haben den Investment Banks schliesslich exorbitante Renditen gebracht.

Laut Capital sei der Rückgang der Zinsmarge im Kreditgeschäft eine größere Belastung für die Banken als die Skandale der letzten Jahre, inklusive der Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Und aufgrund der strengeren Regulierung sei auch der ehemals lukrative Eigenhandel keine gute Erlösquelle mehr.

Hinzu kämen neue Konkurrenten in Form kleiner FinTechs und großer Technologiefirmen wie Apple und Facebook, die nicht den Anspruch haben, eine Universalbank ersetzen zu wollen. Sie suchen sich für sie ertragreiche Teile der Wertschöpfungskette.

Neben schlechten Ertragsaussichten drücken die Banken hohe Kosten, die kurzfristig nicht gesenkt werden können. Die Beratungsfirma Ernst & Young errechnete, dass europas Großbanken ihre Kosten um ein Fünftel senken und gleichzeitig ihre Umsätze um 15% erhöhen müssten, um zumindest ihre Kapitalkosten einzuspielen.

Es gäbe nun drei Möglichkeiten für die Banken, den Niedergang abzuwenden: Reduzierung der Bilanzen, sparen und schlank werden sowie die Konzentration auf gewinnbringende Geschäftsfelder.

Nach der von den Autoren aufgeworfenen Frage, ob zukünftig überhaupt noch globale Universalbanken gebraucht werden, schliesst der Artikel versöhnlich. „Eine globalisierte Wirtschaft und globale Unternehmen werden auch künftig global tätige Banken brauchen.“

Da möchte ich gern widersprechen. Sicherlich wird die Dienstleistung der Banken auch in Zukunft gebraucht werden. Ob aber dafür Großbanken benötigt werden, oder ob neue Wettbewerber mit dispruptiven Lösungen diese Dienstleistungen nicht wesentlich besser erbringen können, halte ich für noch nicht entschieden. Es scheint sich tatsächlich zu bewahrheiten, dass eher kleine, junge Unternehmen Innovationen voranbringen, während die großen, alten Unternehmen hauptsächlich an ihren Kosten, Prozessen und Strukturen arbeiten.

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