Genossenschaftsbanken neu mit AA- von Fitch geratet

Fitch Ratings hat die neuen Ratingkategorien Deposit Rating (DR = Einlagenrating) und Derivative Counterparty Rating (DCR = Derivaterating) eingeführt.

Die gerateten Institute der Genossenschaftlichen Finanzgruppe erhielten ein Einlagenrating von AA-, das (alte) Verbundrating bleibt bei ebenfalls AA-. Das Derivative Counterparty Rating wurde nur für das Zentralinstitut DZ Bank ermittelt und liegt auch bei AA-.

Neue Ratingkategorien mit neuen Methoden für die Agenturen sind wegen aufsichtsrechtlicher Bestimmungen notwendig geworden, die den Bail-In-Fall in der Ratingmethodologie berücksichtigen. Moody’s hat die neuen Ratingkategorien bereits vor einem Jahr in Deutschland eingeführt, Fitch Ratings ist nun gefolgt.

(Quelle: Fitch Ratings Pressemitteilung auf der BVR-Seite)

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Freie, unabhängige Wahlen und Big Data

In der letzten Tagen geisterte die Geschichte der Beeinflussung der US-Wahl durch das Trump-Team mittels personalisierter Wahlwerbung durch die Presse. Der Artikel „Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt“ wurde tausendfach verbreitet. Das dazugehörige Video von Cambirdge Analytica findet sich hier.

Dennis Horn vom WDR hat daraufhin den Beitrag kritisch beleuchtet und meldet Zweifel an der Wirksamkeit von Big Data getriebenen Wahlkampagnen an.

Unabhängig davon, ob Trump tatsächlich mit Hilfe dieser Methode gewonnen hat, gehe ich davon aus, dass zukünftige Wahlen von dieser Art Wahlwerbung getrieben werden. Jede Partei und jeder Kandidat, der sich davon Vorteile verspricht, wird das Mittel anwenden.

Wenn dies jedoch alle zu wählenden Parteien machen, sollte sich in Summe der Effekt nicht vollständig aufheben?

Wenn – wie kolportiert wird – die AfD Interesse für den kommenden Bundestagswahlkampf an Cambridge Analytica zeigt, ist es nur rational, dass alle anderen Parteien ebenfalls ihren Wahlwerbeetat neu mischen. Am Ende wird es wie bei einigen Sportarten laufen: wenn alle dopen, muss man, wenn man mitspielen will, das ebenfalls machen (sofern es nicht verboten wird – Gruß an die 1.000 russischen Athleten).

Ob es sinnvoll ist, diese Art der Wahlwerbung/Wählerbeeinflussung in der Zukunft zu verbieten, mögen andere entscheiden. Auf Empfängerseite lassen sich solche Nachrichten bestimmt über Spamfilter abfangen (was dann jedoch wiederum die selbst gewählte Filterbubble vergrößert).

Und zu meinem kurzen Hinweis bei Twitter, dass eine Firma damit sehr schnell sehr viel Geld verdient: als Volkswirt und überzeugter Marktwirtschaftler gehe ich davon aus, dass in einer solchen Situation hoher Gewinne weitere Unternehmen in den Markt eintreten und eine ähnliche Dienstleistung anbieten werden. Cambridge Analytica kann noch kurzfristig Pioniergewinne einstreichen, mittelfristig wird jedoch der Preis für diese Dienstleistung durch neue Wettbewerber sinken.

Ich bin schon gespant, welche Wahlwerbung mich im kommenden Jahr erreicht. Bislang sind – zumindest in meiner Timeline – die personalisierten Posts und Mails bei Facebook und Amazon eher suboptimal. Hoffen wir auf Deep Learning.

Make autonomous driving safer

Self-driving cars run into problems due to the poor recognition of obstacles by the on-board cameras. Radar causes different problems and even the combination of these two techniques prove suboptimal. But there might be a third way to make autonomous and even human driving safer.

This is another blogpost „beyond banking“ and I wrote it in English because my target audience is Teslas Elon Musk, Googles/Alphabets Larry Page and Sergey Brin, Ubers Travis Kalanick and the like. But I wouldn’t mind German carmakers like BMW, Mercedes and Volkswagen Group catching up on self-driving cars. We have seen interesting developments in Germany lately.

Being interested in cars and digitization – even beyond FinTech – I came across two well known phenomena.First: self-driving cars are not perfect, yet. The main problem seems to be the poor recognition of objects by the on-board cameras, due to weather or other special conditions. Fog and rain worsens the camera-recognition as well as a white truck in front of a cloudy-white sky. The latter caused a severe accident with a Tesla in the US. The company responded by combining the cameras with a radar system to avoid crashes like that in the future. But using radar comes with another set of problems.
Apart from those life-threatening issues, the recognition of other vehicles and road signs is affected by conditions like rain, snow, fog etc.

Second: thanks to the exponential growth of the computer industry, microchips are rapidly becoming smaller and cheaper. The Internet of Things (IoT) is right around the corner, meaning everything – from plants to dolls to shoes – will come with an implemented chip. And all these „things“ are going to communicate with one another via these dirt cheap microchips.
These two facts got me thinking: why not combine communicating microchips with road signs. And let vehicles communicate amongst themselves via chips using open systems.
No matter the weather condition, a solar-powered chip would send the road sign or traffic light information to every vehicle in its periphery. Together with the on-board cameras this would massively enhance the accuracy of the information, letting the car or driver know what to do. Because microchips are extremely cheap, it should not be a problem to equip new signs with a chip and even to upgrade existing signs.

To prevent life-threatening situations like the one with Tesla and the white truck, every vehicle should have implemented a chip sending its size, direction and speed. This not only would have stopped the car speeding into the truck. It would also prevent accidents at the end of traffic jams. Neither cameras nor radar are able to „see“ beyond the crest of a hill or around corners. If the self-driving car receives the information of very slow cars in its proximity, it could automatically decelerate. Even for human-driven vehicles this information can be life-saving, by warning the driver or decelerating. This also should prove to be cheap. Put a chip in every new car or just pin it on the dashboard of existing cars and combine it with the existing security features. Apps like Waze already use a similar system to bypass traffic jams, using the information of Smartphones. Why not improve this by using the metrics of all cars instead of just the metrics of Smartphones running a specific App?

I am no engineer, so my thoughts might be an oversimplification. But I am looking forward to discussing it – leave a comment.

The Third Wave

Die Gründerszene berichtet am 29.07.16, dass die französiche Großbank BPCE die Münchner Digitalbank Fidor übernommen hat.

Während Fidor mit dem frischen Kapital das Wachstum vorantreiben will, erhofft sich die Großbank, bei der Digitalisierung dabei zu sein. Damit scheint sich die Theorie der „Third Wave“ zu bestätigen. Der AOL Co-Gründer Steve Case ist der Auffassung, dass in der dritten Welle der Digitalisierung Partnerschaften zwischen alteingesessenen Unternehmen und disruptiven Start Ups immer wichtiger werden.

Während meiner Beratungen von Banken habe ich auch immer wieder dafür plädiert, junge FinTechs zu übernehmen, auch, weil ich befürchte, dass aus den eigenen Reihen der Banken wirkliche Innovationen nur schwer entstehen können. Die Franzosen haben es jetzt also vorgemacht – wir werden sehen, ob sich Fidor gegenüber der besonderen Dynamik alter, großer Institutionen behaupten kann.

N.B.: die erste Welle der DIgitalisierung war die Einführung des Internets samt Aufbau der Infrastruktur. Die zweite Welle stellen Apps und Services dar, die auf die vorhandene Internet-Infrastruktur aufsetzen.

EU Rating Downgrade

Die Ratinagentur Standard & Poor’s (S&P) hat nach dem Brexit die EU von AA+ auf AA heruntergestuft. (Quelle: Reuters)

Interessant ist, dass bei Unternehmensratings ein Konzept existiert, das „Sovereign Ceiling“ gennant wird. Danach wird häufig das Rating eines Staates (Sovereign) als Obergrenze für alle in diesem Staat ansässigen Emittenten betrachtet. Damit können bei einer veränderten Einschätzung der Finanzkraft eines Staates Spill-Over-Effekte auf dessen Unternehmen eintreten.

Ist vor diesem Hintergrund das AAA-Rating Deutschlands, als (wesentlicher) Teil der EU, noch gerechtfertigt? 

N.B.: das Sovereign Ceiling-Prinzip wurde seit 1997 gelockert, aber nicht vollständig aufgegeben.

Werden Banken überflüssig sein

Heute ist mein Gastbeitrag auf der-bank-blog erschienen. Darin beschäftige ich mich mit der Zukunft der Banken und dem Einfluss der Digitalisierung und FinTechs.

Werden Banken überflüssig sein?

Sparkassen: too little, too late?

Auf der Bilanzpressekonferenz stimmte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) Fahrenschon Kunden, Sparkassen und deren Mitarbeiter auf harte Zeiten ein.

In 2015 erwirtschafteten die Sparkassen mit 4,6 Mrd. Euro vor Steuern einen leicht schlechteren Gewinn als im Jahr 2014, nach Steuern blieben 2 Mrd. Euro übrig. Gleichzeitig erhöhten sich Kundeneinlagen und vergebene Kredite. (Quelle: Handelsblatt)

Allerdings rechnet Fahrenschon nicht damit, dass sich dieses gute Ergebnis in den kommenden Jahren wiederholen läßt. Schuld trage die aus seiner Sicht falsche Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank EZB.

Um die betriebswirtschaftlich schwierige Situation zu meistern, müssten „neue Ertragsquellen“ erschlossen werden. Das klingt zunächst gut – nicht zuletzt, weil ich in meinen Beratungen genau das auch sage. Allerdings definiere ich neue Ertragsquellen anders als der DSGV-Chef. Fahrenschon fordert entschlossenes Handeln, um Kosten zu begrenzen, z.B. mittels Personalabbau. Ausserdem werde es keine kostenlosen Girokonten mehr geben. Immerhin wollen die Sparkassen von Negativzinsen für Kunden absehen. N.B.: „wollen“, nicht „werden“ – was, wenn die ersten Sparkassen nicht mehr „wollen“?

Das ist m.E. keine „Erschliessung neuer Ertragsquellen“, sondern es sind genau die Vorschläge, wenn einem sonst nichts einfällt: Kostensenkung über Personalabbau und die Wiedereinführung alter Ertragsquellen. Neu ist daran wenig. Und ob diese Massnahmen ausreichen werden, um die Sparkassen aus der Krise zu führen, ist leider sehr fraglich. Die nahe Zukunft wird zeigen, ob sich die Hoffnung der Sparkassen erfüllt, dass Kunden wegen der vermeintlich höheren Opportunitätskosten eines Institutswechsels im Vergleich zu den Gebühren bei ihrer Sparkasse bleiben. Ich persönlich glaube das nicht – gibt es dafür nicht eine App?

Nötig sind für die Sparkassen – neben Kostensenkungen – tatsächlich neue Ertragsquellen. Einige Vorschläge dazu habe ich bereits vor längerer Zeit entwickelt und bei verschiedenen Gelegenheiten auch kundgetan. Denn neben den Niedrigzinsen werden auch die jungen FinTechs Banken und Sparkassen Umsatz und Erträge wegnehmen. Die etablierten Kreditinstitute benötigen dringend neue Ideen, mit denen sie zukunftsfähig werden. Dazu zählt auch das Überdenken ihrer Geschäftsmodelle.

Sparkassenkrise

Nachdem ich an dieser Stelle bereits mehrfach über die Probleme von Sparkassen und Landesbanken berichtet habe, hat sich nun auch das ZDF diesem Thema angenommen. In der ZDF Mediathek läßt sich der Beitrag „Sparkassen in der Krise“ abrufen.

Besonders interessant finde ich, dass der Bürgermeister des Ortes über die Sparkasse im Allgemeinen und die Schliessung einer Filiale im Besonderen wettert. Üblicherweise sind Bürgermeister und Landräte Mitglieder oder sogar Vorsitzende der Verwaltungsräte der Sparkassen. Dort hätte vor der Schliessung interveniert werden können. Gern nehmen die Kommunalpolitiker die Ausschüttungen, das Sponsoring und die Spenden der regionalen Sparkassen entgegen. Nun hat jedoch die Sparkassenorganisation massive Probleme – nicht nur aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase – und kämpft um ihr Überleben.

Das kommt jetzt für Politiker völlig überraschend, aber: damit Unternehmen Wohltaten verteilen können, müssen sie vorher Gewinne erwirtschaftet haben. Die Gewinne der Sparkassen brechen ein und eine mögliche Reaktion sind Kostensenkungen, z.B. mittels Filialschliessungen.

Ich bin mal gespannt auf die Reaktion der Politiker, sobald die erste Sparkasse nicht nur keine Gewinne ausschüttet, sondern dem Gewährträger Stadt/Kommune klarmacht, dass er Geld nachschiessen muss.

Die Reaktion des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) auf den ZDF Beitrag hat der FOCUS veröffentlicht.

Und immer wieder die Landesbanken

Die völlig marode HSH Nordbank muss auf Druck der EU bis 2018 verkauft oder abgewickelt werden. Und obwohl weder Name noch Mehrheitseigner der HSH – die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg – darauf hindeuten, handelt es sich um eine Landesbank. Die Mitglied im Haftungsverbund der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute ist. Offiziell kann der Präsident des Sparkassenverbands Georg Fahrenschon keinen Fall für die Einlagensicherung erkennen, dennoch hat die HSH als Mitglied im Haftungsverbund Anspruch auf vermutlich milliardenschwere Rettungsmaßnahmen. Ein Vertreter der Ratingagentur Moody’s hält eine Rettung durch die anderen Sparkassen und Landesbanken für sehr wahrscheinlich. Sollte der Haftungverbund nicht einspringen, müssten die Ratingnoten für alle anderen Landesbanken herabgesetzt werden.

Zusätzlich kämpfen momentan die deutschen Kreditinstitute in Brüssel für einen Erhalt des Haftungsverbunds und gegen eine EU-weite Einlagensicherung. Da käme eine Verweigerung der Spakassen bei der HSH-Rettung sicher nicht gut an. Ausserdem haben öffentlich-rechtliche Kreditinstitute ein weiteres Privileg: Kredite an Mitglieder der Gruppe müssen nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Sollte die Ausnahmeregelung entfallen, stiege der Kapitalbedarf der Institute um mehrere Milliarden Euro.

Eine vergleichsweise günstige Abwicklung der HSH Nordbank, analog zur Aufspaltung der WestLB, ist nach den heutigen EU-Regeln nicht mehr möglich. In 2012 wurden die „guten“ Teile der WestLB verkauft, die „schlechten“ in eine staatliche Bad Bank gesteckt. Jetzt müssen bei Bank-Pleiten Eigentümer und Gläubiger die Verluste tragen. Bei einer Pleite der HSH müsste auf die Garantie der Bundesländer i.H.v. zehn Milliarden Euro und auf das Eigenkapital zurückgegriffen werden.

Dies soll vermieden werden, indem ein Käufer für die Landesbank gesucht wird. Die potenziellen Kandidaten – NordLB oder Helaba – finden die Idee zur Zeit nicht überzeugend. Aber vielleicht ändern sie ihre Meinung noch. Für den Erhalt des Spakassenverbundes.

(Quelle: Handelsblatt)