Der Bundesverband deutscher Banken veröffentlichte am 26.11.2015 einen Bericht zur Unternehmensfinanzierung in Deutschland. Darin beschreibt der Verband eine historisch aussergewöhnliche Situation, die gekennzeichnet ist durch eine sehr geringe Kreditnachfrage bei Banken seitens der Unternehmen.
Begründet wird dies mit der guten Innenfinanzierung der Unternehmen, neuen Anbietern auf dem Kreditmarkt (Banken und Nicht-Banken) sowie den direkten Finanzierungsangeboten der Förderbanken. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) führe zu einer hohen Liquidität bei relativ stabilem Wachstum. Für größere Unternehmen stellt die direkte Finanzierung über den Kapitalmarkt eine sehr günstige Alternative zum Bankkredit dar.
Der Bankenverband beklagt nun die vergleichsweise starke Verhandlungsposition der Unternehmen, die sie durchaus auch zu Lasten langjähriger Hausbankbeziehungen nutzen. Die Folge dieses Preiskampfes seien erodierende Zinsmargen der Banken und Financial Covenants, also Zusatzvereinbarungen in Kreditverträgen.
Der Bankenverband warnt, dass es eine belastete Hausbankbeziehung zukünftig schwieriger mache, „Unternehmensprobleme gemeinsam zu lösen.“
Übersetzt heisst dieser Bericht also: liebe Unternehmen mit guter Bonität, fragt doch bitte mehr Bankkredite bei uns nach. Schliesslich haben wir Dank der EZB viel Liquidität, mit der wir nichts Vernünftiges anzustellen wissen. Und das Kreditgeschäft ist doch – trotz sinkender Margen – das einzige, was bei relativ geringem Risiko relativ sichere Erträge für die Bank abwirft.
Und geht bitte nicht zu anderen Anbietern oder auf den Kapitalmarkt. Sonst geben wir euch später keine Kredite mehr.
Besonders gelungen finde ich die Formulierung „Unternehmensprobleme gemeinsam zu lösen“. Ich wette es lassen sich sehr viele Unternehmen bzw. nicht mehr existente Unternehmen finden, die bei Problemen keine guten Erfahrungen mit dem gemeinsamen Lösen ihrer Probleme mit ihrer Hausbank gemacht haben.
Um Markt Twain zu zitieren: „Banken leihen Dir nur Geld, wenn Du beweisen kannst, dass Du es nicht brauchst.“