Und immer wieder die Landesbanken

Die völlig marode HSH Nordbank muss auf Druck der EU bis 2018 verkauft oder abgewickelt werden. Und obwohl weder Name noch Mehrheitseigner der HSH – die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg – darauf hindeuten, handelt es sich um eine Landesbank. Die Mitglied im Haftungsverbund der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute ist. Offiziell kann der Präsident des Sparkassenverbands Georg Fahrenschon keinen Fall für die Einlagensicherung erkennen, dennoch hat die HSH als Mitglied im Haftungsverbund Anspruch auf vermutlich milliardenschwere Rettungsmaßnahmen. Ein Vertreter der Ratingagentur Moody’s hält eine Rettung durch die anderen Sparkassen und Landesbanken für sehr wahrscheinlich. Sollte der Haftungverbund nicht einspringen, müssten die Ratingnoten für alle anderen Landesbanken herabgesetzt werden.

Zusätzlich kämpfen momentan die deutschen Kreditinstitute in Brüssel für einen Erhalt des Haftungsverbunds und gegen eine EU-weite Einlagensicherung. Da käme eine Verweigerung der Spakassen bei der HSH-Rettung sicher nicht gut an. Ausserdem haben öffentlich-rechtliche Kreditinstitute ein weiteres Privileg: Kredite an Mitglieder der Gruppe müssen nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Sollte die Ausnahmeregelung entfallen, stiege der Kapitalbedarf der Institute um mehrere Milliarden Euro.

Eine vergleichsweise günstige Abwicklung der HSH Nordbank, analog zur Aufspaltung der WestLB, ist nach den heutigen EU-Regeln nicht mehr möglich. In 2012 wurden die „guten“ Teile der WestLB verkauft, die „schlechten“ in eine staatliche Bad Bank gesteckt. Jetzt müssen bei Bank-Pleiten Eigentümer und Gläubiger die Verluste tragen. Bei einer Pleite der HSH müsste auf die Garantie der Bundesländer i.H.v. zehn Milliarden Euro und auf das Eigenkapital zurückgegriffen werden.

Dies soll vermieden werden, indem ein Käufer für die Landesbank gesucht wird. Die potenziellen Kandidaten – NordLB oder Helaba – finden die Idee zur Zeit nicht überzeugend. Aber vielleicht ändern sie ihre Meinung noch. Für den Erhalt des Spakassenverbundes.

(Quelle: Handelsblatt)

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Meine Sparkasse erhöht die Gebühren

Jetzt ist es tatsächlich passiert. Meine örtliche Sparkasse erhöht ihre Kontoführungsgebühren (Quelle: HNA und ein persönliches Schreiben des Vorstands an alle Kunden). Diese Entwicklung war absehbar und in meinen Beratungen habe auch ich verschiedenen Sparkassenvertretern immer wieder gesagt, dass sie die Kosten senken und neue Ertragsquellen erschliessen müssen.

ABER DOCH NICHT BEI MIR.
Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.

Vor rund 20 Jahren habe ich als Mitarbeiter eben dieser Sparkasse auf der anderen Seite des Schalters gestanden und versucht, den Kundenzorn in ruhigere Bahnen zu lenken. Rationale Erklärungsversuche bei aufgebrachten Kunden kann ich daher nicht wirklich empfehlen. Meine Argumente waren u.a.
– wir erbringen eine nützliche Dienstleitung, indem wir Ihr Geld sicher verwahren. Sie müssen Ihr Geld nicht unter dem Kopfkissen aufbewahren, wo es evtl. geklaut wird
– wenn Sie jemandem in München Geld schulden, müssen Sie nicht hinfahren, sondern können es überweisen
– Miete, Strom, Wasser, Abos etc. werden automatisch gezahlt, ohne dass Sie immer daran denken müssen
– in jedem Kaff mit mehr als 7,5 Einwohnern steht ein Geldautomat, Sie kommen also überall – auch in anderen Städten – leicht an Bargeld

Die einzige Antwort nahezu aller Kunden?
ABER SIE ARBEITEN MIT MEINEM GELD!

Der Vorstand der Sparkasse hat sich eine andere Argumentation einfallen lassen.
„In den vergangenen Jahren haben wir stetig investiert, um die Abwicklung Ihrer Bankgeschäfte komfortabel und vor allem sicher zu gestalten.“

Als Kunde sage ich da doch: was interessiert es mich, ob ihr investiert? Davon gehe ich aus! Möglicherweise hätte die PR-Abteilung eine eher kundenzentrierte Sicht bei der Formulierung einnehmen sollen. Meine Argumente von vor 20 Jahren fand ich besser. Allerdings muss ich auch eingestehen, dass damals noch keine kostenlose Konkurrenz existierte. Heute gibt es zahlreiche Anbieter, die die unbestritten wichtigen Dienstleistungen kostenlos anbieten. Und das übrigens zum Teil wesentlich komfortabler und genauso sicher wie die Sparkassen.

Zu dem Kundenargument, dass mit seinem/ihrem Geld gearbeitet würde: aufgrund der Niedrigzinsphase rentiert sich das nicht (mehr). Der Zahlungsverkehr ist defitzitär und wurde in besseren Zeiten quersubventioniert. In den letzten Jahren funktionierte das schon nicht mehr, in absehbarer Zeit wird es sich auch nicht ändern.

Meine Beratungsempfehlung lautete immer, von Negativzinsen und Gebühren möglichst Abstand zu nehmen, soweit das ohne Insolvenz möglich ist. Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt ist m.E. zu hoch, als dass man damit Erfolg haben könnte. Eher verkraften die Kunden Kostensenkungen, z.B. durch Schliessung von Filialen. Insbesondere bei den Sparkassen, die ein wirklich dichtes Filialnetz haben.

Jetzt wird allerdings beides gemacht – Gebühren und Rückzug aus der Fläche. Das wird den Kunden noch schwerer zu vermitteln sein.

Bei diesem Vorgehen sind die Sparkassen natürlich nicht alleine. Alle anderen Kreditinstitute verfahren ähnlich, in der Hoffnung, dass die Opportunitätskosten eines Kontowechsels höher sind, als die geforderten Gebühren.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen.

Kurznews HSH Nordbank und Paydirekt

In meinem letzten Post hatte ich einen weiteren Beitrag zu den Sparkassen versprochen. Der kommt auch noch, allerdings heute zunächst noch einige kurze News.

Meine Beitragsreihe zu Landesbanken setze ich fort mit der HSH Nordbank. Gestern schrieb ich über die „noch immer in ihrer Existenz bedrohte“ Landesbank, heute kommen aktuelle Nachrichten. Der operative Gewinn des gesunden Teils der Bank wurde auf 268 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2015 gesteigert. Offizielles Ergebnis sind 222 Millionen vor und 147 Millionen Euro nach Steuern, etwa die Hälfte vom Ergebnis des ersten Halbjahres 2014.
Aufgrund problematischer Schiffskredite benötigt die Bank jedoch „eine substanzielle Entlastung der Bilanz“, so Vorstandschef Constantin von Oesterreich. Übersetzt heisst das, die Eigentümer Schleswig-Holstein und Hamburg müssen nochmal Milliarden zur Rettung aufbringen. Laut einem „vertraulichen“ Gutachten seien dies zwischen drei und 14 Milliarden Euro. (Quellen: Welt, NDR)

Der Chefredakteur der Bank intern, für die ich einen Artikel zu den Landesbanken geschrieben habe, berichtete mir, dass sowohl der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) als auch eine Landesbank eine Gegendarstellung verfassen wollen.
Da bin ich gespannt, welche Landesbank sich das traut. Ich tippe auf die Helaba, weil in Frankfurt die wenigsten Probleme herrschen.

Zum mobilen Bezahlen mit Paydirekt hat Dirk Elsner, Betreiber vom BlickLog, einen guten Beitrag in der Börse Online verfasst. Darin beschreibt er drei Gründe, die trotz der übermächtigen Konkurrenz durch PayPal für einen Erfolg von Paydirekt (in Deutschland) sprechen könnten.
Zum einen erwartet Elsner, dass Paydirekt für Händler billiger als PayPal sein wird. Die Gebühren müssen zwischen Händler und Bank/Sparkasse jeweils einzeln ausgehandelt werden.
Ich glaube auch, dass Paydirekt nur über einen niedrigeren Preis Erfolg haben kann, wenn überhaupt. Aber wie wird Paypal wohl darauf reagieren? Der erfolgreiche, etablierte Mitbewerber kann sehr leicht ebenfalls seine Gebühren senken, um Kunden zu halten. Und er hat nicht mehr die hohen Anlaufkosten, Werbekosten etc. einzuspielen.
Als zweiten Vorteil nennt Elsner die sofortige Bonitätsprüfung nach banküblichen Verfahren. Das kann ein Vorteil sein, allerdings erwähnt er auch, dass Paydirekt mit dem Lastschriftverfahren arbeitet, das einen Rückruf durch den Käufer vorsieht.
Dritter Grund für einen Erfolg von Paydirekt seien die hohen Sicherheitsstandards, der Datenschutz und dass der Anbieter seine Server in Deutschland betreibe, so Elsner.

Als ein Problem nennt Elsner die Einschränkung der Paydirekt-Nutzung auf Kunden und Händler mit deutscher Bankverbindung.
Sein Fazit finde ich passend und zitiere es daher an dieser Stelle:

„Es fehlen also viele kreativere Elemente, die wir bei den FinTechs schon kennengelernt haben. Wer allerdings die Verhältnisse im deutschen Bankenwesen kennt, der sollte mit mir überrascht sein, dass eine bankübergreifende Kooperation bereits nach so kurzer Zeit ein Verfahren auf die Beine stellt.“

Und nachträglich machen sogar die Sparkassen mit, I might add.

 

NACHTRAG: gerade hat mir Dirk Elsner über Twitter mitgeteilt, dass Paydirekt wohl doch nicht mit dem Lastschriftverfahren arbeitet. Daher sollten Lastschriftrückgaben kein Problem darstellen.

Sparkassen-Fachtagung – Nicht Gut

RSGVWährend der Fachtagung Marketing und Vertrieb des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands (RSGV) durfte ich meine Sorgen bezüglich der Sparkassenorganisation als Keynote-Speaker artikulieren.

Leider (!) steht es um die Sparkassen zur Zeit nicht so gut, wie die aufgestellten Roll-Up-Displays und die Werbegeschenke suggerieren wollen.

Einige meiner Kritikpunkte hatte ich in verschiedenen Beiträgen bereits geäußert (z.B. hier und hier). Freundlicherweise hat mich der RSGV trotzdem – oder gerade deswegen – eingeladen. Für den Vortrag habe ich die Liste noch ein wenig verlängert, aber auch einige Lösungsansätze integriert.

Zum Glück habe ich den Sparkassenmitarbeitern nicht viel Neues erzählen müssen – viele der Kritikpunkte sind in der Sparkassenorganisation bekannt und es wird an Lösungen gearbeitet. Selbstverständlich stießen nicht alle meiner Vorschläge auf sofortige Zustimmung, in Einzelgesprächen im Anschluss wurde aber deutlich, dass auch die Sparkassen sich bewegen wollen.

Problematisch erscheinen mir insbesondere zwei Punkte:
die vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) vorgestellten Lösungen lieferten wenig neue Ideen und
vor allem die extrem hohe Zeitdauer, die zur Einigung auf und Umsetzung von Neuerungen benötigt wird.

Das liegt m.E. an Größe und Aufbau der Sparkassenorganisation. Neue Vorschläge und Konzepte durchlaufen die verschiedensten Ebenen und Verbundstrukturen, ehe -vielleicht- der kleinste gemeinsame Nenner in Angriff genommen wird. Und selbst dann führen möglicherweise einige Sparkassen die Neuerungen nicht, oder erst verzögert, ein. Zusätzlich sorgen Fehlentscheidungen für weitere Probleme.
Ein schönes Beispiel dafür ist der Mobile Payment Anbieter Paydirekt. Um PayPal Konkurrenz zu machen, wollen die deutschen Banken ein gemeinsames System etablieren. Zunächst haben die Sparkassen von einer Mitwirkung abgesehen, um dann ein Jahr später doch mitzumachen. Jetzt kommt es – im Vergleich zu allen anderen Banken – zu einer späteren Einführung des Systems bei den Sparkassen. Das kann sich kein Unternehmen leisten, insbesondere bei der aktuellen Konkurrenz für Kreditinstitute durch FinTechs.

Und ob sich Paydirekt als wirkliche Alternative zu Paypal, Apple Pay etc. etablieren kann, halte ich für fraglich.

Auf der Veranstaltung des RSGV hat sich für mich wieder einmal bestätigt, dass die Sparkassen fähige und kreative Mitarbeiter haben (was ich schon, aber nicht nur, aufgrund meiner eigenen Historie sagen muss). Die komplexe, schwerfällige Organisation verhindert jedoch die schnelle und vollständige Umsetzung jeglicher Neuerungen. Ausserdem befürchte ich, dass sich die Weisheit bewahrheitet, dass wirklich disruptive Ideen nicht aus den althergebrachten, großen Unternehmen hervorgehen.

Die nahe Zukunft wird zeigen, ob die Sparkassenorganisation den Herausforderungen trotzen kann. Ich würde es mir wünschen.

Nur Sparkassen wollen Staatsprämie

Nach meinem Beitrag im Wirtschaftsmagazin Capital hatte sich der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) offiziell zu meiner Einschätzung geäussert. Auf Twitter ging die Diskussion um eine staatliche Sparprämie noch einige Tage weiter. Hier schrieb der @DSGV:

„@ABuschmeier Die Bürger müssen Sparanreize erhalten – unabhängig davon ob sie Sparkassenkunden sind. Legitim, oder? @egghat @FAZ_NET @faznet“

Nach meiner Einschätzung ist es nicht nötig, von Staatsseite in funktionierende Märkte einzugreifen und Sparanreize zu schaffen. Die EZB senkt die Leitzinssätze auf nahe null und die Bundesregierung erhöht sie dann mittels einer Prämie wieder? Wieso?
Diese Frage blieb vom DSGV unbeantwortet.

Heute haben sich nun auch Vertreter der beiden anderen Kreditinstitutsgruppen in der SZ zu diesem Thema geäussert.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Michael Kemmer, schliesst sich meiner Argumentation an:

„Marktentwicklungen sollten, auch wenn sie unerfreulich sind, nicht die Grundlage für staatliche Unterstützung sein. Anstelle einer weiteren Subvention in Form einer staatlichen Förderung für Sparer wären Steuersenkungen für alle Bundesbürger nicht nur deutlich wirksamer, sondern auch fairer.“

Zusätzlich fordert er Steuersenkungen. Prinzipiell finde ich auch, dass Steuersenkungen eine gute Idee sind. Allerdings nicht in diesem Zusammenhang. In der Politik wird er mit dieser Idee ohnehin auf Granit beissen. Hier werden schon lange in der SPD (und alles links davon) Steuererhöhungen gefordert. Zinserträge werden z.Zt. mit der 25%-igen Abgeltungssteuer (zzgl. Soli und ggf. Kirchensteuer) belastet. Ich persönlich habe mich gedanklich bereits darauf eingestellt, dass sich die SPD mit ihrer Forderung nach (Wieder-)Einbeziehung der Kapitalerträge in die persönliche Einkommensteuer bald durchsetzt.

Auch die Genossenschaftsbanken sind skeptisch in Bezug auf eine staatliche Sparprämie. Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hält eine Überarbeitung bestehender Fördersysteme, wie Riester-Förderung oder Arbeitnehmer-Sparzulage, für sinnvoller.

Und auch von der Bundesbank wird meine Auffassung geteilt. Der Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret wird zitiert mit:

„Ich dränge Sie, realistisch die Zinssituation einzuschätzen – ohne Angst, aber eben realistisch.“ Es sei „offensichtlich, dass der Zinsüberschuss generell weiter sinken wird“, erklärte Dombret. „Es kann keine Strategie sein, auf Dauer aus der Substanz zu leben – auch wenn die Substanz die Sparkassen durch eine Phase niedriger Zinsen tragen kann.“

Die Sparkassen – und auch die Genossenschaftsbanken – müssen ihr Geschäftsmodell überarbeiten, um weiterhin überlebensfähig zu bleiben. Ich halte den Fortbestand der drei Universalbankengruppen in Deutschland für sehr wichtig. Hoffen wir, dass bald innovativere Ideen als eine staatliche Unterstützung von den Kreditinstituten generiert werden.

Reaktion des DSGV

Vor einigen Tagen habe ich meinen Gastbeitrag in Capital hier verlinkt. Daraufhin hat sich der Pressesprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) in einem Kommentar geäussert. Diese offizielle Stellungnahme will ich natürlich den Leserinnen und Lesern meines Blogs nicht vorenthalten. Daher zitiere ich Herrn von Schmettow – unkommentiert und natürlich mit Genehmigung von Capital.

„Herr Prof. Buschmeier behauptet, die deutschen Sparkassen hätten staatliche Hilfen gefordert, um die Niedrigzinsphase zu überstehen. Er tritt einer solchen angeblichen Forderung entgegen.

Hierzu stelle ich fest: Die Behauptung von Herrn Prof. Buschmeier ist nicht nachvollziehbar. Zu keinem Zeitpunkt haben die Sparkassen für sich staatliche Hilfen gefordert, um die Niedrigzinsphase zu überstehen. Auch wenn die Auswirkungen spürbar sein werden, bewältigen die Sparkassen die außergewöhnliche und durch die EZB verantwortete Zinssituation aus eigener Kraft.

Tatsächlich setzen sich die die deutschen Sparkassen seit über 200 Jahren dafür ein, auch Geringverdienern eine eigenständige Vermögensvorsorge zu ermöglichen. Wir verstehen uns als Anwalt der Sparer. Deshalb plädieren wir dafür, Anreize für die eigene Sparvorsorge zu setzen. Der wichtigste Anreiz ist ein angemessenes Zinsniveau. Angesichts seit vielen Jahren nicht erhöhter Einkommens- und Fördergrenzen für die Vermögensbildung sollte allerdings auch die Politik ihren Beitrag leisten. Darauf hat der baden-württembergische Sparkassenpräsident hingewiesen.

Es bleibt das Geheimnis von Herrn Buschmeier, wie er das als staatliche Hilfen für die Sparkassen missverstehen kann. Aus unserer Sicht verlangt das Thema mehr Genauigkeit in der Analyse und in der Kritik.

Alexander von Schmettow

Pressesprecher Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.“

 

„Tschüs, gute alte Sparkasse“

Die FAZ beschäftigt sich momentan aber wirklich sehr intensiv mit der Sparkassenorganisation. Heute, am heiligen Sonntag, schreibt sie einen Beitrag mit dem Titel „Tschüs, gute alte Sparkasse

In dem Longread werden ausführlich viele Schwierigkeiten der Sparkassen dargestellt. Insbesondere die Kostenstruktur, die ich auch in meinem Capital-Beitrag erwähnt habe, wird genau beleuchtet. Die FAZ benennt das Problem des überbordenden – und damit teuren – Overhead der Organisation:

Die Sparkassen leisten sich viele kostspielige Zentralinstitute mit Vorständen und Verwaltung. Sieben Landesbanken, neun Landesbausparkassen, elf Versicherungsgruppen und elf regionale Sparkassenverbände wirken wie aus der Zeit gefallen.

In einem Blogpost von Anfang 2009 („Staatliche Kreditwirtschaft?“) hatte ich bereits meine Hoffnung geäussert, dass sich auch in der Sparkassenorganisation die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass maximal drei Landesbanken ausreichen. Leider hat sich diese Hoffnung während der letzten sechs Jahre nicht erfüllt. Möglicherweise muss die Situation erst weiter eskalieren, bis sich diese Einsicht bei Sparkassen – und Politik – durchsetzt. Denn man darf nicht vergessen, dass Sparkassen und Landesbanken öffentlich-rechtliche Institute sind, deren Positionen auch gerne mal politisch besetzt werden. Bei Reduzierung des Overheads würden einige Posten, die (Ex-)Politiker versorgen, obsolet.

Und abschliessend noch einen kurzer Hinweis zur Refinanzierungssituation, die die FAZ recht emotionslos beschreibt, obwohl sie in der Vergangenheit bereits zum Zusammenbruch einer sparkassen-ähnlichen Organisation geführt hat. Sparkassen vergeben zur Zeit langfristige Kredite mit niedrigem Zinssatz, z.B. 10-jährige Kredite zu 2%. Das Geld, um diese Kredite vergeben zu können, erhalten sie von ihren Einlegern. Die Anleger parken ihre Gelder auf Girokonten, Tagesgeldern, Festgeldern oder Sparbüchern (ja, immer noch!). Dies sind kurzfristige Anlagen, die z.Zt. mit 0,1 – 0,5% sehr niedrig verzinst werden.

Die geringe Marge wurde bereits thematisiert. Was noch nicht erwähnt wurde, ist die verheerende Situation für die Sparkassen, sobald die Zinsen wieder steigen sollten. Dann haben sie langfristige Kredite zu 2% vergeben und müssen sich zu höheren Zinsen refinanzieren. Genau diese Situation führte in den 80er Jahren zum Zusammenbruch der Savings & Loan Associations in den USA.

Ich hoffe wirklich, dass die Sparkassenorganisation nun endlich anfängt, ihre Kosten zu reduzieren und neue Ertragsquellen zu generieren, bevor es zu einer Situation wie damals in den USA kommt. Die Sparkassen sind eine wichtige Säule des deutschen Banksystems, wenn nicht die wichtigste. Daher erschreckt es mich, wenn nicht die aktuellen Herausforderungen angegangen werden, sondern das bisherige Vorgehen weitergeführt werden soll – zur Not mit staatlicher Unterstützung.