Nachdem ein Großteil meiner letzten Posts eher monothematisch war, bekam ich heute auf Twitter die Inspiration zu einem Nicht-Rating-Beitrag.
Ursprüngliches Thema war das High Frequency Trading (HFT), das zu einem „flash crash“ in 2010 geführt hat. Neben mir (@ABuschmeier) beteiligten sich an der Diskussion: @TeraEuro @BlickLog @PatrickBernau und @rszbt – ihr Blogbeitrag hat mich zu meinem bewogen.
An dieser Stelle möchte ich kurz zusammenfassen, wie ich (und ein großer Teil der Wissenschaftler) die Begriffe Arbitrage und Spekulation verstehen.
Arbitrage ist, bezogen auf die Finanzmärkte, das Erkennen und Ausnutzen von (meist geringen) Preisunterschieden auf verschiedenen Märkten. Sieht ein Arbitrageur beispielsweise, dass an der Börse Frankfurt die Aktie X zu 100,00 Euro gehandelt wird und an der Stuttgarter Börse zu 99,90 Euro, so kann er risikolos Gewinn erzielen. Zeitgleich kauft er in Stuttgart und verkauft in Frankfurt – er hält also keine offene Position.
Auf den – trotz aller Kritik – relativ effizienten Finanzmärkten sind solche Preisdifferenzen i.d.R. sehr gering und nur kurzfristig. Arbitrage sorgt also dafür, dass sich auf allen Märkten ein einheitlicher Preis einstellt, z.B. 99,95 Euro als „korrekter“ Preis in Frankfurt und Stuttgart. Ist man schnell genug und handelt große Volumina kann sich das durchaus lohnen.
Die Aussicht für Privatanleger, auf diese Art und Weise risikolos Geld zu verdienen, ist jedoch sehr gering. Der automatisierte Computerhandel gleicht diese Preisdifferenzen in Sekundenbruchteilen aus. Und das geht so schnell, dass es nicht nur auf die Geschwindigkeit der Leitung zum Börsenserver ankommt, sondern auf die Entfernung des eigenen Servers zur Börse.
Arbitrage, die einen Teil des HFT ausmacht, führt also zu einheitlichen Preisen auf allen Märkten und sorgt daher für Markteffizienz.
Spekulation ist eine völlig andere Geschichte. Wie in rszbt’s Blogbeitrag beschrieben, wird offensichtlich nicht nur in Deutschland dieses Wort vermieden, da es eine negative Konnotation (erhalten) hat (von entsprechenden Interessengruppen). So müssen die „bösen“ Spekulanten bestraft werden, z.B. mittels einer Finanztransaktionssteuer. Allerdings sorgen auch Spekulanten dafür, dass sich der „korrekte“ Preis z.B. einer Aktie schneller einstellt als ohne Spekulation. Dabei ist Spekulation immer mit einer offenen Position und daher, im Gegensatz zur Arbitrage, mit Risiko verbunden. Ein Spekulant kauft also beispielsweise die Aktie Y, weil er überzeugt ist, dass deren Preis in Zukunft steigt – auf den von ihm unterstellten „korrekten“ Preis. Handeln viele Marktteilnehmer (oder einer mit entsprechendem Volumen) gleichgerichtet, so stellt sich bald der vermeintlich korrekte Preis ein. Und zwar schneller, als ohne diese „böse“ Spekulation. Liegt der Spekulant mit seiner Annahme des richtigen Preises für Aktie Y falsch, verliert er Geld. Und wenn er das ein paar Mal macht, also ein schlechter Spekulant ist, muss er sehr bald „aus dem Markt austreten“ (ökonomisch für: er ist pleite).
Beides trägt also – zumindest in der Theorie – zur Informationseffizienz der Kapitalmärkte bei.
Was natürlich keinesfalls geschehen darf, ist, dass schlechte Spekulanten gerettet werden. Z.B. durch den Staat, weil sie ein zu großes Rad gedreht haben und damit eine gesamte Volkswirtschaft in Gefahr bringen (too-big-to-fail).
Spekulation ist daher m.E. völlig in Ordnung, solange nur das eigene Geld verzockt wird.
(Und in der nächsten Folge dieser Aufklärungsreihe erkläre ich „Hedging“)